Wirtschaftlichkeit von Wärmedämm-Maßnahmen im Gebäudebestand 2005
Der Gebäudebestand in Deutschland ist nahezu vollständig in Zeiten gebaut worden, in denen Heizenergie um ein Vielfaches billiger war als heute. Die gebaute Substanz unterliegt andererseits ständigen Veränderungen - zu denen ohnehin erforderlichen Instandhaltungsmaßnahmen und die Modernisierung nicht mehr zeitgemäßer Gebäude gehören. Jede dieser Maßnahmen im Bestand bietet die Möglichkeit, den wärmetechnisch unzureichenden Zustand an die Erfordernisse der Zukunft anzupassen.
Die Frage der Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahmen wird ausschließlich einzelwirtschaftlich aus Sicht des Investors behandelt. Gegenüber einer früheren Studie [Feist 1998] haben sich die Randbedingungen grundlegend geändert: So muss heute von einem deutlich höheren zu erwartenden mittleren Energiepreis über die Nutzungsdauer der Maßnahmen ausgegangen werden; diese Studie rechnet mit durchschnittlich 5,5 Cent/kWh. Außerdem kann die werterhaltende und dauerhafte Wirksamkeit von Wärmeschutzmaßnahmen heute als gesichert gelten, weshalb korrekt eine Lebenszyklusbetrachtung verwendet werden muss. Um Spekulationen über weit in die Ferne führende Energiepreis- und Zinsprognosen zu vermeiden, wurde der Betrachtungszeitraum auf 20 Jahre begrenzt, jedoch der sicher bestimmbare Restwert der geschaffenen Substanz einbezogen.
Vor diesem Hintergrund ergeben sich klare Schlussfolgerungen:
- Eine Verbesserung des Wärmeschutzes von Bauteilen der Gebäudehülle in den Beständen in Deutschland ist heute zu jedem der untersuchten Anlässe einzelwirtschaftlich rentabel, wenn das Bauteil nicht bereits gut wärmegedämmt ist; z.B. immer dann, wenn ohnehin ein Gerüst an einer Außenfassade gestellt wird, um diese Fassade zu streichen oder wenn ein Dach neu eingedeckt oder ausgebaut wird.
- Die Verbesserung des Wärmeschutzes rechnet sich allein auf Basis der dadurch eingesparten Energiekosten. Weitere Vorteile, wie eine verbesserte Behaglichkeit, der verbesserte Schutz der Bausubstanz, die Wertsteigerung, die Sicherheit gegenüber Risiken des internationalen Energiemarktes und der Beitrag zum Klimaschutz sind eine zusätzliche Zugabe.
- Gegenüber den Anforderungen der gültigen [EnEV] ist die Wirtschaftlichkeit so umfassend verbessert, dass unter den heutigen Randbedingungen die beste baupraktisch verfügbaren Wärmeschutzmaßnahmen auch ökonomisch optimal sind (vgl. Tabelle). Vor diesem Hintergrund lautet die Empfehlung: "Wenn schon, denn schon" - es sollte in keinem Fall an der Dämmqualität gespart werden.
- Als Maß für die Wirtschaftlichkeit werden die jährlichen Kapitalkosten (Zins und Tilgung) der Wärmeschutz-Maßnahmen auf die eingesparte Energie bezogen; so wird ein Preis für die eingesparte Kilowattstunde (kWh) bestimmt. Bei allen untersuchten Einzelmaßnahmen lag der Preis für die eingesparte kWh mit 1 bis 3,5 Cent/kWh für einen zukunftsweisenden Wärmeschutz deutlich unter dem derzeitigen Endenergiebezugspreis von 4,5 Cent/kWh (vgl. Tabelle 1).
Energieeffizienz durch verbesserten Wärmeschutz ist damit heute eine der rentabelsten "Energiequellen" überhaupt, diese Maßnahmen sind sogar deutlich günstiger in den Gestehungskosten als der Einkauf herkömmlicher Brennstoffe. Die Wertschöpfung für Wärmeschutzmaßnahmen erfolgt zudem fast ausschließlich im Inland, und dort wieder im mittelständischen Handwerk; die hier angesiedelten Betriebe haben eine sehr hohe Arbeitsplatzintensität, so dass eine konsequente Mobilisierung der hier dargestellten wirtschaftlichen Potentiale eine bedeutende Beschäftigungswirkung hat.
Vor dem Hintergrund dieser umfassenden Win-Win-Situation ist eine tatkräftige Initiative zur Verbesserung sowohl der Rate als auch der Qualität der Umsetzung dringend zu empfehlen.
Tabelle 1: Ergebnisse zu den wirtschaftlichen Wärmedämm-Maßnahmen im Gebäudebestand. Eine Maßnahme ist wirtschaftlich, wenn der Preis der eingesparten Energie günstiger als der Energiebezugspreis ist (der Energiepreis für Öl/Gas liegt derzeitig bei 4,5 Cent/kWh, April 2005).
Literatur
[EnEV] Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV) vom 7.12.2004 Bundesgesetzblatt Jahrgang 2004 Teil I Nr. 64, S. 3147- 3162.
[Feist 1998] W. Feist, Wirtschaftlichkeitsuntersuchung ausgewählter Energiesparmaßnahmen im Gebäudebestand, Fachinformation PHI-1998/3, Passivhaus Institut, Darmstadt 1998.
Hier kann die Studie heruntergeladen werden ( pdf 1238 kB).
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