Nicht
Jammern, handeln!
ein aktueller Kommentar von Dr. Wolfgang Feist,
Passivhaus Institut
Das Glaubensbekenntnis in Wirtschaft, Politik und
Ökonomie lautete seit Jahrzehnten: "Energie bleibt
billig". Allen Gesetzen und Verordnungen lag diese Voraussetzung
zugrunde. Z.B. auch der Energieeinsparverordnung (EnEV), für
die der Autor Gutachten zur Wirtschaftlichkeit im Gebäudebestand
erstellt hat - die Vorgabe des Wirtschaftsministeriums war ein Energiepreis
von weniger als 25 Cent je Liter Heizöl oder Kubikmeter Erdgas.
Das Gutachten ist aber nach wie vor aussagekräftig, weil es
vom Energiepreis unabhängig gehalten wurde. Stattdessen haben
wir ausgewiesen, zu welchem Preis die untersuchten Maßnahmen
"Einsparenergie" liefern. Dies kann man auch mit dem heutigen
Energiepreis vergleichen (...wie es z.B. hier
geschieht). Und dann wird man feststellen, dass sich viel weitergehende
Energieeffizienzmaßnahmen rechnen, als es die EnEV vorgibt.

Gute Wärmedämmung rechnet sich - und die Modernisierung
schafft Arbeitsplätze.
Wie in der Vergangenheit setzen kurzfristige Energiepreisprognosen
hellseherische Fähigkeiten voraus; wer seriös ist, wird
feststellen, darüber kaum Aussagen machen zu können. Eine
ganz andere Frage ist die nach den mittleren künftigen
Preisen - also nach genau den Preisen, die man bei Investitionsentscheidungen
für langlebige Wirtschaftsgüter, wie z.B. Gebäude,
zugrunde legen sollte. Hier weisen schon im nächsten Jahrzehnt
die preisbestimmenden Faktoren nach oben: erstens die steigende
Weltnachfrage (mindestens +50% bis 2020 nach der Internationalen
Energieagentur IEA); zweitens die nachlassende Förderung
aus amerikanischen und europäischen Quellen, wodurch die Nachfrage
verstärkt auf den Nahen Osten gelenkt wird; drittens die absehbare
Verteuerung der Förderung, weil zunehmend auf weniger leicht
erschließbare Vorräte zugegriffen werden muss. Eine
Prognose für die mittleren künftigen Energiepreise finden
Sie hier. All dies
ist kein Grund zur Panikmache; aber sehr wohl ein Grund, endlich
konsequent vernünftig zu handeln.
Denn wir haben Alternativen
zur Bieterkonkurrenz um das Weltmarktöl. Diese
Alternativen sind fertig entwickelt und in der Breite einsatzfähig:
Wärmedämmung,
hochwertige Wärmeschutzverglasungen,
Wärmerückgewinnung,
Brennwerttechnik, Wärmepumpen,
elektronisch kommutierte Gleichstrommotoren - diese und weitere
Techniken sind bei Neubau und Modernisierung schon bei niedrigen
Energiepreisen attraktiv. Engagierte Bauherren, Architekten und
Baufirmen haben dies in den letzten Jahren in Tausenden gebauten
Passivhäusern
bewiesen. Die günstigen Kreditbedingungen dafür liegen
mit dem neuen
KfW-Programm vor. Und diese Techniken reduzieren, konsequent
eingesetzt und aufeinander abgestimmt, die Abhängigkeit nicht
um wenige Prozente, sondern um 75
bis 90%. Der Nutzen für den Investor beschränkt sich
nicht auf die eingesparten Energiekosten; Behaglichkeit, Wohnwert,
Wohngesundheit und Bautenschutz werden ebenfalls verbessert. Und,
angesichts der neuerlichen Unsicherheiten nicht unwichtig, die Risiken
nehmen ab. Der verbleibende restliche Energiebedarf kann in alle
Zukunft zu
tragbaren Kosten gedeckt werden; kurzfristige Energiepreisschübe
lassen Passivhausbewohner ungerührt. Langfristig ist die Deckung
auch auf Basis erneuerbarer Energiequellen möglich. Denn die
Potentiale der Erneuerbaren reichen bei hoher Energieeffizienz zur
Versorgung aus. Eine hohe Effizienz der Energienutzung ist somit
vor allem im Interesse der Nutzer und der Investoren. Wer im Irrglauben
an dauerhaft niedrige Energiepreise ineffizient baut, handelt gegen
sein Eigeninteresse.

Energieeffizienz schafft Arbeitsplätze - hier bei der Lüftungsinstallation.
(Foto: Burkhard Schulze Darup, Nürnberg)
Kleine und mittlere Unternehmen sind schon traditionell
die Säulen des Bausektors.
Trotz denkbar schlechter Randbedingungen haben sie die Entwicklung
in den letzten Jahren engagiert vorangetrieben. Hier gibt es einen
Binnenmarkt, der wachsen kann. Hier gibt es hohe Beschäftigungkoeffizienten
bezogen auf die eingesetzten Mittel. Und vom Beitrag zum Klimaschutz
war hier noch gar nicht die Rede.
Wir haben es selbst in der
Hand, wie stark uns die Turbulenzen am Welt-Energiemarkt treffen.
Verbesserte Effizienz kann die Abhängigkeit entscheidend reduzieren
– und gleichzeitig den Wert sowohl von Neubauten als auch
bei Bestandsanierungen heben. Nicht jammern, handeln!

Altbau in Ludwigshafen Hoheloog-Str. vor .... und
nach der Modernisierung zum Passivhaus.
Diese Projekt wird in Arbeitsgruppe
10 der Passiv-Haus-Tagung genauer vorgestellt.
Die Internationale
Passivhaustagung ist der Ort, an dem sich die führenden
Fachleute über die Entwicklung zu besserer Energieeffizienz
seit nunmehr 10 Jahren austauschen. Das Passivhaus
stellt die am weitesten fortgeschrittene Konzeption beim energieeffizienten
Bauen dar: Mehr als 90% Heizwärme werden gegenüber den
durchschnittlichen Werten im Bestand eingespart. Durch engagierte
Entwicklungen vieler Wissenschaftler, Architekten, Ingenieure und
Komponenten-Hersteller ist das Passivhaus heute ein am Markt verfügbares
Konzept. Ein Konzept, dass sich bereits heute einzelwirtschaftlich
rechnet.
Stand der Vorbereitungen
zur 10. Passiv-Haus Tagung in Hannover
Das vollständige Tagungsprogramm
( PDF)
ist verfügbar.
Änderungen: Der
Vortrag von Tobias Waltjen (AG 11, Samstag, 11:10) "IBO-Bauteilkatalog"
wurde zurückgezogen (Zeitproblem bei der Fertigstellung).
19. / 20.05.2006 10.
Passivhaustagung HCC Hannover sowie begleitende Passivhausmesse
mit Herstellerforum
21.05.205 Exkursion zu gebauten Passivhäusern
und Modernisierungen in der Region Hannover
(aktualisiert:
19.04.2006 © Passivhaus Institut; unveränderte
Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)
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