Das Ende der billigen Energie
Ölpreisverlauf in der Vergangenheit
Abb. 1 zeigt den Verlauf des Rohölpreises von
1960 bis 2005. Die Entwicklung ist vor allem gezeichnet durch starke
Schwankungen - aber es gibt auch einen klaren Trend, und der heißt
"up". Dieser Trend wird durch die eingezeichnete Ausgleichskurve
wiedergegeben. Was nicht sein darf, das nicht sein kann:
Darüber waren sich alle maßgeblichen Kräfte lange
Zeit einig. Hohe Energiepreise sind nicht gerade Anreiz für
die Konjunktur. Also musste man diese Möglichkeit von vorn
herein ausschließen. Dass sich die Realität anders entwickelte
als der fromme Wunsch, ist leicht zu erkennen. Weit weniger hart
würde es uns treffen, hätten sich Wirtschaft und Gesellschaft
früh genug ernsthaft auf höhere Energiepreise eingestellt.
Der Ölpreis
bestimmt noch lange Zeit das Preisniveau
Erdöl ist heute die wichtigste Energiequelle für den weltweiten
Energiehunger. Und Erdöl wird noch auf lange Zeit dominant
sein und den Preis für Energie bestimmen. Das geht aus den
Arbeiten der Internationalen Energie Agentur [IEA 2001] hervor.
Bestimmende Faktoren für den
Ölpreis
Natürlich könnten die Ölpreise schon nächstes
Jahr einbrechen. Es ist eine der Eigenschaften dieser von Spekulation
regierten Märkte, nahezu unberechenbar zu sein. Auch das ein
Grund, die Abhängigkeit ein wenig zu reduzieren? Aber diskutieren
wir die Entwicklung doch einmal an Hand der Relevanz der Gründe,
die für die derzeit hohen Preise aufgeführt werden:
- Die Förderkapazitäten
Europa und Nordamerika gehen zurück -
- dieser Trend wir sich künftig noch verstärken.
- Yukos (Russland), Sabotagen und
Anschläge im Irak
- ist das nur ein "aktuelles Problem“ - Wer macht Aussagen
zur künftigen Sicherheitslage?
- steigender Bedarf China
- ist erst der Anfang; und nicht nur der Bedarf von China. Dies
ist die mittel- und langfristige Haupttriebfeder.
- 4 Hurrikans binnen 6 Wochen
- zunächst nur ein aktuelles Problem; aber: künftig
zunehmende Problematik durch den Klimawandel
- Kapazitätsgrenze der OPEC
- ist mittelfristig zur beheben;
- aber: langfristig gibt es Kapazitätsgrenzen überall,
vgl. „peak oil“.

Abb. 1: Entwicklung des Ölpreises in der Vergangenheit - und
in Zukunft.
Schlussfolgerungen für
das künftige Energiepreisniveau (vgl. Abb.1)
So wagen wir hier eine Fortschreibung der mittleren
Energiepreistrends; wohlgemerkt, keine Prognose, aber eine begründete
Extrapolation auf der Basis der zuvor gegebenen Analyse. Ein exponentielles
Wachstum des Energiepreises wird es nicht geben – da sind
Substitutionspotentiale vor; aber die mittleren Energiepreise in
den relevanten Zeiträumen, in denen ein Neubau oder ein modernisiertes
Gebäude Heizenergie benötigen wird, sie werden kaum niedriger
sein als die heutigen Tagespreise. Darüber gibt es nun interessanterweise
unter Wirtschaftsfachleuten wieder eine Einigkeit. Allerdings sind
die Gründe dafür nicht wirklich neu. Dass der Preisanstieg
irgendwann kommen musste, war bekannt – nur wann genau er
kommt, das war nicht leicht vorauszusehen. Der gegenwärtig
eher über dem Trend liegende Preis kann durchaus sogar noch
einmal zurückgehen – die Trendlinie berücksichtigt
das.
Mit welchen Energiepreisen muss man dann rechnen? Aus einem mittleren
Ölpreis von um 55 Cent/Liter ergibt sich unter Einbeziehung
des Jahresnutzungsgrades (90%) ein Wärmepreis von 6,1 Cent/kWh.
Dazu kommt noch der Aufwand für Hilfsenergie (etwa 0,3 Cent/kWh)
und der variable Teil der Systemkosten (mehr als 1,6 Cent/kWh).
- insgesamt ist mit einem mittleren künftigen Wärmepreis
von um 8 Cent/kWh
zu rechnen. Kosten für die CO2-Rückhaltung
sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Was tun?
Die Aussichten wären tatsächlich nicht sehr günstig,
wenn wir auf Energieimporte auf dem Weltmarkt in bleibender Höhe
angewiesen wären. Zum Glück sind wir es nicht: Heimische
Substitutionsenergie steht zu Preisen zur Verfügung, die schon
beim heutigen Energiepreis ökonomisch konkurrenzfähig
sind (Energie aus Holz und Biomasse, Wind- und Wasserkraftstrom
für Wärmepumpen). Leider sind diese Energiequellen aber
in ihrem Umfang begrenzt - aber auch das muss kein Problem sein,
denn mit besserer Energieeffizienz können wir den Energiebedarf
um einen Faktor 4
(und mehr) senken. Auch dies ist vor dem Hintergrund der künftigen
Energiepreise wirtschaftlich. Das Passivhaus
ist ein Beispiel für eine besonders energieeffiziente Lösung.
Passivhäuser erfordern etwas höhere Investitionskosten
gegenüber herkömmlichen Neubauten. Wichtig ist daher eine
durchdachte Finanzierung. Die Arbeitsgruppen
III, VII und XIV der Passivhaustagung werden sich mit dieser
Frage befassen.
Literatur
[IEA 2001] Internationale Energie Agentur: World
Energy Outlook; IEA-Press, 1. edition, Oct. 2001
(Autor: Dr. Wolfgang Feist)
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Zeitplan der 10. Internationale Passivhaustagung
in Hannover
13.12.2005: Eingabeschluss für Abstracts (abgelaufen)
1.02.2006: Benachrichtigung der Autoren über Annahme
des eingereichten Beitrages (erfolgt)
1.03.2006: Letzter Anmeldetermin mit Frühanmelder-Vergünstigung
15.03.2006: Letzter Abgabetermin für angenommene schriftliche
Tagungsbeiträge - Autoren: bitte diesen Termin unbedingt einhalten.
19. / 20.05.2006 10.
Passivhaustagung HCC Hannover sowie begleitende Passivhausmesse
mit Herstellerforum
21.05.2006 Exkursion
zu gebauten Passivhäusern und Modernisierungen in der Region
Hannover
(aktualisiert:
30.01.2006 © Passivhaus Institut; unveränderte
Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)
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