Passivhaus Reihenhäuser in Hannover
Bild 1: Zwei Reihenhauszeilen des CEPHEUS-Projektes in Hannover Kronsberg. Klaus Danner (Universität Lüneburg) berichtet über die sozialwissenschaftliche Bewohnerbefragung.

 Passivhäuser bei Luzern 
Bild 2: Passivhauszeile in Wegere bei Luzern (Bauträger Renggli). Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Hochschule für Technik und Architektur in Luzern hat die Bewohner befragt.

 Passivhaus Siedlung Wiesbaden
Bild 3: Die erste Passivhaussiedlung ist seit 1998 bewohnt (Wiesbaden-Lummerlund; Bauträger: Rasch&Partner/Darmstadt). Das Institut Wohnen und Umwelt hat eine sozialwissenschaftliche Auswertung durchgeführt.

Passivhäuser fünfmal effizienter als EnEV 
Bild 4: Die gemessenen durchschnittlichen Heizwärmeverbrauchswerte in Passivhäusern sind tatsächlich um mehr als 75% geringer als bei vergleichbaren Niedrigenergiehäusern. Befürchtete dramatische Zusatzverluste durch Fensterlüftung wurden nicht beobachtet.

 2mal Stoßlüften am Tag reicht nicht
Bild 5: Messwerte der relativen Feuchtigkeit in einem Altbau mit Stoßlüftung. Die hohen Werte im Raum (schwarz) und in der Nähe der Wandoberfläche (grün) können durch zweimal tägliches Stoßlüften nicht dauerhaft reduziert werden (Quelle: Uwe Münzenberg).

 Luftvolumenströme werden gemessen
Bild 6: Wie hoch sind die Volumenströme tatsächlich? Oliver Kah bei der Messung an einem Außenluftdurchlass in einem Niedrigenergiehaus.

 Beim Kippfenster sind die effektiven Querschnitte meist kleiner als gedacht
Bild 7: Die tatsächlichen freien Öffnungsquerschnitte eines gekippten Fensters bestimmte Jens Knissel.

 

 

 

 

Passivhaus-Wohnerfahrungen

Wohnen im Passivhaus - ist das etwas Besonderes? Braucht es gar besondere Menschen für ein solches Gebäude? In der Zwischenzeit leben viele Bewohner bereits seit mehreren Jahren in Passivhäusern, so dass diese Fragen mit sozialwissenschaftlichen Methoden systematisch behandelt werden können. Die Grundgesamtheit ist groß genug, um statistisch signifikante Aussagen zu erhalten. Die 7. Passivhaustagung ermöglicht die Diskussion mit den Projektleitern der sozialwissenschaftlichen Validierung von vier Passivhauskomplexen (AG VII). Ein besonderer Punkt in der Debatte ist seit Jahren die Bedeutung der Fensterlüftung in besonders energieeffizienten Gebäuden, vor allem im Zusammenhang mit Wärmerückgewinnungsanlagen. Bringen die Nutzer das gesamte Konzept durcheinander und macht die effiziente Wohnungslüftung gar keinen Sinn? Das Passivhaus-Konzept würde dann nicht zufriedenstellend funktionieren - die messtechnisch begleiteten Projekte beweisen aber, dass sowohl ein hoher Wohnkomfort als auch extrem niedrige Energiekennwerte erreicht werden. In Arbeitsgruppe V wird Licht in diese Debatte geworfen.

 

Arbeitsgruppe VII: Wie fühlen sich die Bewohner? Validierungsforschung

Behaglich, kostengünstig und umweltfreundlich – Passivhäuser wollen auch und vor allem in Bezug auf den Wohnkomfort Maßstäbe setzen. Werden die gebauten Passivhäuser diesem Ziel gerecht? Sind die Bewohner zufrieden und geben ihre Erfahrungen an andere weiter? Wie gehen die Bewohner mit ihren Passivhäusern um? Was ist den Bewohnern besonders wichtig, wo gibt es Kritikpunkte? Was also können wir in Bezug auf zukünftige Projekte lernen?

Mittlerweile liegen eine ganze Reihe bereits seit Jahren bewohnter Passivhausprojekte vor, bei denen die Bewohner befragt werden konnten. In dieser Arbeitsgruppe wird ein Querschnitt verschiedener Bauprojekte ebenso wie unterschiedlicher sozialer Milieus präsentiert:

Klaus Danner untersuchte die Passivhaussiedlung in Hannover, eines der CEPHEUS-Projekte, aus dem auch Messergebnisse zum tatsächlichen Energieverbrauch vorliegen (Bild 1). Michael Gräppi, Stephan Künzli und Reto Meyer befragten Passivhausbewohner in der Schweiz, Österreich und Deutschland zu ihren Wohnerfahrungen (Bild 2). Sylke Hallmann führte eine vergleichende Längsschnitt-Untersuchung durch, in der sowohl Passivhäuser als auch Niedrigenergiehäuser der seit 1998 bewohnten Siedlung in Wiesbaden sowie eine weitere Kontrollgruppe einbezogen waren (Bild 3). Schließlich untersuchten Andreas Hermelink und Hartmut Hübner das Mehrfamilienpassivhaus im sozialen Mietwohnungsbau in Kassel-Marbachshöhe - auch dies ein CEPHEUS-Projekt mit umfassenden Messergebnissen.

Unterscheiden sich die verschiedenen Bewohnergruppen in Bezug auf ihren Umgang und ihre Erfahrungen mit Passivhäusern? Sind Passivhausbewohner eine besonders motivierte Gruppe von Menschen, unterscheiden sie sich von Nutzern anderer Häuser? Die Diskussion in AG VII verspricht interessant zu werden.


Arbeitsgruppe V: Fensterlüftung im Passivhaus?

Passivhäuser haben eine kontrollierte Lüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Daher brauchen die Fenster im Winter nicht geöffnet zu werden – und die Luftqualität ist trotzdem besser als in gewöhnlichen Gebäuden. Es ist sinnvoll, die Fenster im Winter wenig zu öffnen, denn aus der über die Fenster ausgetauschten Luft wird keine Wärme zurückgewonnen. Die hereinkommende Luft ist kalt, daher ist der Wärmeverlust viel höher als beim Lüften mit der Lüftungsanlage.

Kürzlich publizierte Forschungsergebnisse zeigten, dass in vielen Häusern mit kontrollierter Lüftung (mit und ohne Wärmerückgewinnung) der Fensterluftwechsel nicht oder wenig geringer ist als bei Häusern ohne Lüftungsanlage. Die Lüftungsanlage benötigt dann zwar Strom, führt aber kaum zu einer Einsparung an Heizenergie. Wenn dies auch für Passivhäuser zuträfe, würde die Passivhaus-Zielsetzung verfehlt werden; ein Heizwärmeverbrauch unter 15 kWh/(m²a) wäre kaum erreichbar, die Zuluftheizung dann bei weitem nicht ausreichend.

Die vorliegenden Messergebnisse zum Energieverbrauch zeigen ebenso wie die zahlreichen Rückmeldungen der zufriedenen Bewohner, dass das vermutete Problem bei Passivhäusern in der Praxis nicht auftritt oder sich zumindest nicht bemerkbar macht (Bild 4). Der Frage, warum dies so ist, wurde mittlerweile in mehreren Forschungsprojekten nachgegangen.

Da ist zunächst einmal die Frage nach dem Warum: gibt es einen Bedarf, die Fenster in Passivhäusern zusätzlich zu öffnen, und unter welchen Umständen gibt es ihn? Uwe Münzenberg berichtet über Untersuchungen der Raumluftqualität am Beispiel von Passivhäusern in Nürnberg (Bild 5 zeigt Ergebnisse aus einem Altbau).

Die zweite Frage lautet: Wie oft findet Fensterlüftung in den bereits bestehenden Passivhäusern wirklich statt? Marc Großklos ermittelte über mehrere Jahre die tatsächlichen Fensteröffnungszeiten in der ersten Passiv-Reihenhaussiedlung in Wiesbaden und verglich sie mit den Öffnungsdauern in Niedrigenergiehäusern derselben Siedlung.

Eine dritte Frage schließt sich an: Wie groß ist der Fensterluftwechsel bei geöffneten oder gekippten Fenstern? Messungen mit Spurengas erlauben es, den tatsächlichen Luftwechsel unter den jeweiligen Randbedingungen zu ermitteln. Oliver Kah und Witta Ebel berichten über Spurengasmessungen im CEPHEUS-Mehrfamilienhaus in Kassel sowie in den Reihenhäusern in Wiesbaden (Bild 6).

Schließlich geht Jens Knissel der Frage nach, wie der Fensterluftwechsel in Abhängigkeit von der Fenstergeometrie in dynamischen Simulationsmodellen zu berücksichtigen ist und welche Vereinfachungen bei der Modellbildung in vielen Simulationen zu einer deutlichen Fehleinschätzung des Einflusses der Fensterlüftung geführt haben könnten.

Im Forum dieser Arbeitsgruppe wird diskutiert werden, warum diese Forschungsergebnisse sich so stark von anderen unterscheiden, in denen es vielleicht eine kontrollierte Lüftung gibt, es sich aber nicht um Passivhäuser handelt. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit mit einer Beeinträchtigung der raumklimatischen und der energetischen Qualität durch Fensteröffnungen nicht gerechnet werden muss? Eine Frage, die für die Wohnungslüftung insgesamt von entscheidender Bedeutung ist.

(veröffentlicht: 20.01.2003   © Passivhaus Institut; unveränderte Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)

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