Staatssekretär
Rainer Baake kommt
Staatssekretär Rainer Baake vom Bundesumweltministerium wird
eine der Eröffnungsansprachen auf der 7. Passivhaustagung halten.
Sein Thema:
"Energieeffizienz und Erneuerbare - entscheidend für die
zukünftige Energieversorgung".
Bisher hat die Politik den ersten Teil dieser These, nämlich
die Energieeffizienz, nur wenig wahrgenommen, wie es in der Studie
des Wuppertal Institutes "Die vergessene Säule der Energiepolitik
(2002) " treffend analysiert wird. Gerade bei der Effizienz
sind aber die größten Potenziale verborgen. Zudem gehen
Energieeffizienz und Erneuerbare Energie Hand in Hand bei der Lösung
der Klimaschutzaufgaben.
Das
Passivhaus ist hierfür ein Musterbeispiel: Mit Warmwasserkollektoren
kann mehr als ein Drittel des gesamten, stark reduzierten Wärmeverbrauches
eines Passivhauses gedeckt werden. Der restliche Verbrauch ist so
gering, dass er vollständig und ökonomisch vertretbar
z.B. über einen Anteil an einer Windkraftanlage gedeckt werden
kann - das wurde bereits in die Praxis umgesetzt. Auch die Photovoltaik
kann einen nennenswerten Anteil zur Energieversorgung von Passivhäusern
leisten. Gerade durch die sehr hohe Energieeffizienz beim Passivhaus
steigen die Chancen für eine Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen.
Zum einen sind die technischen Voraussetzungen hierfür sehr
gut: Bei geringem Verbrauch reichen auch kleinere Leistungen für
die Versorgung aus. Zum anderen ist die Chance für eine wirtschaftlich
vertretbare Umsetzung besser: Wenn sehr wenig verbraucht wird, sind
die Preise der Kilowattstunde einer konventionellen Versorgung meist
hoch; das schmerzt aber beim Passivhaus wenig, denn der Verbrauch
ist so gering, dass auch hohe Kilowattstundenpreise verkraftet werden
können. Jetzt kommt die Chance für die Erneuerbare Energie:
Auch deren Kilowattstundenpreis ist heute meist noch hoch, aber
in einem Passivhaus kann sich der Nutzer dies ohne weiteres leisten.
Relativ zur konventionellen Versorgung wird daher der Einsatz von
Erneuerbaren bei hoher Energieeffizienz attraktiver.
Trotz
klammer Haushaltslage hat sich die neue Koalition zu bedeutenden
Schritten bei der Umsetzung der verbesserten Energieeffizienz entschlossen.
Das ist eine wirkliche Chance, von der am Ende der Bundeshaushalt
sogar noch profitieren kann. Je mehr von der dargestellten Zielsetzung
wirklich umgesetzt wird, desto deutlicher wird sie ausfallen:
- die Entlastung der Sozialkassen (durch spürbare Mehrbeschäftigung)
- die Steuermehreinnahmen
(durch zusätzliche Wertschöpfung)
- die Kaufkraftzuwächse (durch geringere Energiekostenbelastung).
Auf der
7. Passivhaustagung werden wir Gelegenheit haben, mit Staatssekretär
Rainer Baake über den Stand der Umsetzung dieser Vereinbarungen
zu diskutieren.
Einen weiteren Eröffnugsvortrag hält der Hamburger Senator
für Bau und Verkehr, Mario Mettbach. Hamburg hat in den vergangenen
Jahren viel für das energieeffiziente Bauen geleistet.
Qualitätssicherung,
Weiterbildung und Fachinformation stehen im Mittelpukt der Initiative
"Arbeit und Klimaschutz" der Behörde für Umwelt
und Gesundheit Hamburg. Der Senator für Umwelt und Gesundheit,
Peter Rehaag, lädt die Teilnehmer der Tagung zu einem Empfang
am Freitagabend.
Auch wichtige
Arbeitsgruppen der Passivhaustagung befassen sich mit den hier angeschnittenen
Themen:
AG XI: Welche Erfolge
sind mit Passivhauskomponenten bei der Modernisierung von Altbauten
zur erreichen?
Die energiesparende Modernisierung der Altbaubestände
wird entscheidend sein für den Erfolg beim Klimaschutz. Wirklich
überzeugende Beispiele sind hier gefragt; noch immer wird die
Altbausanierung vielerorts ähnlich kontrovers diskutiert wie
noch vor etwa 15 Jahren der energiesparende Neubau: Ist die Wärmedämmung
wirklich wirksam? Machen Wärmebrücken nicht doch alles
wieder kaputt? Braucht es denn wirklich eine aktive Wohnungslüftung?
Ist das alles nicht sowieso zu teuer? Im Neubausektor war es das
Passivhaus, das den Durchbruch in all diesen Fragen brachte: Unbestreitbar
ist die Wirksamkeit der Wärmedämmung, störende Wärmebrücken
gibt es beim Passivhaus nicht, Wohnungslüftung ist die entscheidende
Voraussetzung für das Passivhaus und die Kosten halten sich
im Rahmen. Ist das möglicherweise auf den Altbau übertragbar?
Rainfried Rudolf und die Autoren des ersten Beitrags in Arbeitsgruppe
XI meinen ja: Erst mit dem Passivhaus wird energieeffiziente Modernisierung
so richtig interessant. Und schon sind die Beispiele zur Stelle:
Jochen Schurr und Knut Prill berichten über das eza!-Haus,
Frank Otte und Christian Beike über einen im Passivhausstandard
sanierten Schulpavillon, Matthias von Oesen über eine MFH-Sanierung
in Hannover und die Architekten Prehal&Poppe über "ökoeffiziente
Gebäudesanierung mit Passivhaustechnologie in Steyr".
Auch der Leiter der Arbeitsgruppe, Burkhard Schulze-Darup, wird
eigene Bauerfahrungen bei der Sanierung mit Passivhauskomponenten
vorweisen: Er modernisiert gerade einen Geschosswohnugsbau der Wohnungsbaugesellschaft
Nürnberg - natürlich mit Passivhaustechnik. Wie eine zukunftsfähige
Bestandssanierung aussehen kann, in der auch Erneuerbare Energie
eine große Rolle spielt, wird Werner Haase darstellen.
AG VI: Wo liegen die
Hemmnisse bei der Umsetzung? Lassen sich diese überwinden?
Die "Kinderschuhe" sind weitgehend abgestreift,
jetzt dreht es sich insbesondere um die Frage nach geeigneten Wegen
zur schnelleren Breiteneinführung des Passivhausstandards in
gesicherter Qualität. Verschiedene Bundesländer und Städte
haben ganz unterschiedliche Wege beschritten um einen Know-how-Transfer
aufzubauen, die Anzahl der Passivhausprojekte in ihrem Gebiet zu
erhöhen und eine hohe Qualität sicherzustellen.
Bernd Wolters vom Sächsischen Staatsministerium stellt ein
Pilotvorhaben eines Innovations- und Praxisverbundes von PH-Projekten
in Sachsen vor, welches neben Wissenstransfer auch helfen soll,
die Kosten in diesem Bereich weiter zu senken. Der Architekt Martin
Ploß vom Büro bau.werk referiert über die Markteinführung
im ländlichen Raum an einem Beispiel mit 15 realisierten Passivhäusern
in Rheinland-Pfalz. Angela Theurich vom Umweltreferat der Stadt
Bocholt beleuchtet die neuen Wege der Stadt Bocholt, die Realisierung
von energieeffizienten Gebäuden zu forcieren. Dazu wurde bei
Grundstückskaufverträgen der Passivhausstandard festgeschrieben
und mit einem Qualitätssicherungsverfahren gekoppelt. Für
das nördlichste Bundesland stellt Winfried Dittmann die Erfahrung
mit dem Passivhausförderprogramm vor, dessen Anforderungen
nach 3 Jahren jetzt sogar noch weiter verschärft werden konnten.
Dazu wird neben den Wohngebäudeprojekten auch von zwei geförderten
Schulerweiterungen, einer Turnhalle, einem Musikstudio sowie einem
Gemeinschaftshaus berichtet. Zur Steigerung des Markanteils von
Passivhäusern rückt der Architekt Meinhard Hansen aus
Freiburg den "Wohlfühl-Faktor" in den Mittelpunkt
und legt die Vorteile von Bauherrengemeinschaften für Passivhausprojekte
dar. Abgerundet wird die Arbeitsgruppe mit einem Blick über
die westliche Grenze nach Belgien: Der Vortrag von Erwin Mlecnik
aus Berchem stellt die Aktivitäten und Ansätze der Organisation
"Passive House Platform" in unserem Nachbarland vor.
(veröffentlicht:
25.11.2002 © Passivhaus Institut; unveränderte
Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)
|