Staatssekretär Rainer Baake BMU Staatssekretär Rainer Baake

 

Passivhaus_Siedlung_Kronsberg
Die Passivhaussiedlung in Hannover Kronsberg wird aus erneuerbaren Energiequellen versorgt: Sonnenkollektoren für die Warmwasserbereitung - und der Strom kommt...

Windkraftanlage auf dem Kronsberg bei Hannover

...aus dieser Windkraftanlage in der Nähe der Siedlung.


"Klimaschutz und Energiewende stellen nicht nur ein Plus für die Umwelt dar. Hier sind in den vergangenen Jahren Zehntausende neuer Arbeitsplätze entstanden.
Umwelt schafft Arbeit. Dieses wollen wir fortsetzen und verstärken. Zur Fortentwicklung der Energieeinsparung im Gebäudebereich werden
- ein Förderprogramm zur Errichtung von Passivhäusern mit 30.000 Wohneinheiten und
- ein Anschlussprogramm zur energetischen Modernisierung des Gebäudebestandes aufgelegt, das anstelle von zinsvergünstigten Krediten Zuschüsse oder Sonderabschreibungen beinhaltet."


(Quelle: Koalitionsvereinbarung 2002)

Passivhausfenster: Einbau im Altbau in Nürnberg

Einbau von Passivhausfenstern in einem Altbau Baujahr 1930 in Nürnberg (Foto: Burkhard Schulze Darup)

 

 

 

 

 

 

 

 

Frühere Meldungen:

18.11.02 +++ Passivhaus erfolgreich           +++

08.11.02 +++ Bestwerte bei Luftdichtheit      +++

15.10.02 +++ Tagungsbeirat hat entschieden+++

Staatssekretär Rainer Baake kommt

Staatssekretär Rainer Baake vom Bundesumweltministerium wird eine der Eröffnungsansprachen auf der 7. Passivhaustagung halten. Sein Thema:

"Energieeffizienz und Erneuerbare - entscheidend für die zukünftige Energieversorgung"
.

Bisher hat die Politik den ersten Teil dieser These, nämlich die Energieeffizienz, nur wenig wahrgenommen, wie es in der Studie des Wuppertal Institutes "Die vergessene Säule der Energiepolitik (2002) " treffend analysiert wird. Gerade bei der Effizienz sind aber die größten Potenziale verborgen. Zudem gehen Energieeffizienz und Erneuerbare Energie Hand in Hand bei der Lösung der Klimaschutzaufgaben.

Das Passivhaus ist hierfür ein Musterbeispiel: Mit Warmwasserkollektoren kann mehr als ein Drittel des gesamten, stark reduzierten Wärmeverbrauches eines Passivhauses gedeckt werden. Der restliche Verbrauch ist so gering, dass er vollständig und ökonomisch vertretbar z.B. über einen Anteil an einer Windkraftanlage gedeckt werden kann - das wurde bereits in die Praxis umgesetzt. Auch die Photovoltaik kann einen nennenswerten Anteil zur Energieversorgung von Passivhäusern leisten. Gerade durch die sehr hohe Energieeffizienz beim Passivhaus steigen die Chancen für eine Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen. Zum einen sind die technischen Voraussetzungen hierfür sehr gut: Bei geringem Verbrauch reichen auch kleinere Leistungen für die Versorgung aus. Zum anderen ist die Chance für eine wirtschaftlich vertretbare Umsetzung besser: Wenn sehr wenig verbraucht wird, sind die Preise der Kilowattstunde einer konventionellen Versorgung meist hoch; das schmerzt aber beim Passivhaus wenig, denn der Verbrauch ist so gering, dass auch hohe Kilowattstundenpreise verkraftet werden können. Jetzt kommt die Chance für die Erneuerbare Energie: Auch deren Kilowattstundenpreis ist heute meist noch hoch, aber in einem Passivhaus kann sich der Nutzer dies ohne weiteres leisten. Relativ zur konventionellen Versorgung wird daher der Einsatz von Erneuerbaren bei hoher Energieeffizienz attraktiver.

Trotz klammer Haushaltslage hat sich die neue Koalition zu bedeutenden Schritten bei der Umsetzung der verbesserten Energieeffizienz entschlossen. Das ist eine wirkliche Chance, von der am Ende der Bundeshaushalt sogar noch profitieren kann. Je mehr von der dargestellten Zielsetzung wirklich umgesetzt wird, desto deutlicher wird sie ausfallen:

  • die Entlastung der Sozialkassen (durch spürbare Mehrbeschäftigung)
  • die Steuermehreinnahmen (durch zusätzliche Wertschöpfung)
  • die Kaufkraftzuwächse (durch geringere Energiekostenbelastung).

Auf der 7. Passivhaustagung werden wir Gelegenheit haben, mit Staatssekretär Rainer Baake über den Stand der Umsetzung dieser Vereinbarungen zu diskutieren.

Einen weiteren Eröffnugsvortrag hält der Hamburger Senator für Bau und Verkehr, Mario Mettbach. Hamburg hat in den vergangenen Jahren viel für das energieeffiziente Bauen geleistet.

Qualitätssicherung, Weiterbildung und Fachinformation stehen im Mittelpukt der Initiative "Arbeit und Klimaschutz" der Behörde für Umwelt und Gesundheit Hamburg. Der Senator für Umwelt und Gesundheit, Peter Rehaag, lädt die Teilnehmer der Tagung zu einem Empfang am Freitagabend.

Auch wichtige Arbeitsgruppen der Passivhaustagung befassen sich mit den hier angeschnittenen Themen:

AG XI: Welche Erfolge sind mit Passivhauskomponenten bei der Modernisierung von Altbauten zur erreichen?
Die energiesparende Modernisierung der Altbaubestände wird entscheidend sein für den Erfolg beim Klimaschutz. Wirklich überzeugende Beispiele sind hier gefragt; noch immer wird die Altbausanierung vielerorts ähnlich kontrovers diskutiert wie noch vor etwa 15 Jahren der energiesparende Neubau: Ist die Wärmedämmung wirklich wirksam? Machen Wärmebrücken nicht doch alles wieder kaputt? Braucht es denn wirklich eine aktive Wohnungslüftung? Ist das alles nicht sowieso zu teuer? Im Neubausektor war es das Passivhaus, das den Durchbruch in all diesen Fragen brachte: Unbestreitbar ist die Wirksamkeit der Wärmedämmung, störende Wärmebrücken gibt es beim Passivhaus nicht, Wohnungslüftung ist die entscheidende Voraussetzung für das Passivhaus und die Kosten halten sich im Rahmen. Ist das möglicherweise auf den Altbau übertragbar? Rainfried Rudolf und die Autoren des ersten Beitrags in Arbeitsgruppe XI meinen ja: Erst mit dem Passivhaus wird energieeffiziente Modernisierung so richtig interessant. Und schon sind die Beispiele zur Stelle: Jochen Schurr und Knut Prill berichten über das eza!-Haus, Frank Otte und Christian Beike über einen im Passivhausstandard sanierten Schulpavillon, Matthias von Oesen über eine MFH-Sanierung in Hannover und die Architekten Prehal&Poppe über "ökoeffiziente Gebäudesanierung mit Passivhaustechnologie in Steyr". Auch der Leiter der Arbeitsgruppe, Burkhard Schulze-Darup, wird eigene Bauerfahrungen bei der Sanierung mit Passivhauskomponenten vorweisen: Er modernisiert gerade einen Geschosswohnugsbau der Wohnungsbaugesellschaft Nürnberg - natürlich mit Passivhaustechnik. Wie eine zukunftsfähige Bestandssanierung aussehen kann, in der auch Erneuerbare Energie eine große Rolle spielt, wird Werner Haase darstellen.

AG VI: Wo liegen die Hemmnisse bei der Umsetzung? Lassen sich diese überwinden?
Die "Kinderschuhe" sind weitgehend abgestreift, jetzt dreht es sich insbesondere um die Frage nach geeigneten Wegen zur schnelleren Breiteneinführung des Passivhausstandards in gesicherter Qualität. Verschiedene Bundesländer und Städte haben ganz unterschiedliche Wege beschritten um einen Know-how-Transfer aufzubauen, die Anzahl der Passivhausprojekte in ihrem Gebiet zu erhöhen und eine hohe Qualität sicherzustellen.
Bernd Wolters vom Sächsischen Staatsministerium stellt ein Pilotvorhaben eines Innovations- und Praxisverbundes von PH-Projekten in Sachsen vor, welches neben Wissenstransfer auch helfen soll, die Kosten in diesem Bereich weiter zu senken. Der Architekt Martin Ploß vom Büro bau.werk referiert über die Markteinführung im ländlichen Raum an einem Beispiel mit 15 realisierten Passivhäusern in Rheinland-Pfalz. Angela Theurich vom Umweltreferat der Stadt Bocholt beleuchtet die neuen Wege der Stadt Bocholt, die Realisierung von energieeffizienten Gebäuden zu forcieren. Dazu wurde bei Grundstückskaufverträgen der Passivhausstandard festgeschrieben und mit einem Qualitätssicherungsverfahren gekoppelt. Für das nördlichste Bundesland stellt Winfried Dittmann die Erfahrung mit dem Passivhausförderprogramm vor, dessen Anforderungen nach 3 Jahren jetzt sogar noch weiter verschärft werden konnten. Dazu wird neben den Wohngebäudeprojekten auch von zwei geförderten Schulerweiterungen, einer Turnhalle, einem Musikstudio sowie einem Gemeinschaftshaus berichtet. Zur Steigerung des Markanteils von Passivhäusern rückt der Architekt Meinhard Hansen aus Freiburg den "Wohlfühl-Faktor" in den Mittelpunkt und legt die Vorteile von Bauherrengemeinschaften für Passivhausprojekte dar. Abgerundet wird die Arbeitsgruppe mit einem Blick über die westliche Grenze nach Belgien: Der Vortrag von Erwin Mlecnik aus Berchem stellt die Aktivitäten und Ansätze der Organisation "Passive House Platform" in unserem Nachbarland vor.

(veröffentlicht: 25.11.2002    © Passivhaus Institut; unveränderte Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)