Passivhausfenster
–
höchste Qualität bei transparenten Bauteilen
Bei keinem anderen Bauteil
verlief die Entwicklung zu immer besserer Qualität des Wärmeschutzes
so rasant wie bei den Fenstern. Der Wärmedurchgangskoeffizient
(Uw-Wert) der marktverfügbaren Fenster
hat sich in den letzen 30 Jahren um einen Faktor 8 verringert! Anfang
der 70er Jahre waren die meisten Fenster in Deutschland noch einfachverglast:
Der U-Wert betrug etwa 5,5 W/(m²K), der jährliche Wärmeverlust
durch ein 1 m²-Fenster erforderte ungefähr den Energieaufwand
von 60 Litern Heizöl. Ein solches Fenster „kostet“
damit Jahr für Jahr beim derzeitigen Ölpreis 20 €
an Heizkosten. Aber nicht nur die Energieverluste sind hoch: durch
die schlechte Dämmung kann die Kälte quasi direkt auf
die Innenoberfläche durchgreifen: Nicht selten liegt die Temperatur
dort unter 0°C – das wird in Form von Eisblumen sichtbar.
Schlechter Wärmeschutz ist mit geringer Behaglichkeit und hohem
Schadensrisiko verbunden.
Schon besser waren die
sogenannten „Isolierglasscheiben“, die nach der 1.Ölkrise
in Neubauten und bei Modernisierungen eingesetzt wurden. Zwischen
zwei Scheiben wird eine dämmende Luftschicht eingeschlossen.
Der Wärmedurchgangskoeffizient sank auf etwa 2,8 W/(m²K),
das bedeutete fast die Hälfte des Wärmeverlustes gegenüber
der Einfachverglasung wurde eingespart. Die innere Oberflächentemperatur
betrug bei Isolierverglasung auch an sehr kalten Tagen nicht weniger
als 7,5 °C. Eisblumen gab es dann nicht mehr – aber die
Fensteroberfläche wird immer noch unangenehm kalt und bei kaltem
Wetter nass, denn der Taupunkt wird weit unterschritten.
Einen bedeutenden Fortschritt
brachte die Verwendung von hauchdünn aufgebrachten Metallschichten
zum Scheibenzwischenraum hin (sog. low-e-Schicht). Dadurch konnte
die Wärmestrahlung zwischen den Scheiben stark reduziert werden.
Darüberhinaus wurde das Füllgas Luft durch weniger wärmeleitende
Edelgase ersetzt. Die so am Markt eingeführten „Wärmeschutzverglasungen“
wurden mit der Wärmeschutzverordnung von 1995 zum nahezu überall
verwendeten Standardprodukt bei Neubau und Modernisierung. Eine
interessante Tatsache ist, dass sich das Produkt „Verglasung“
trotz der enormen Qualitätsverbesserung nicht verteuert hat.
Ein übliches Fenster mit Holz- oder Kunststoffrahmen und gewöhnlichem
Randverbund kommt mit den heute gängigen Wärmeschutzverglasungen
auf einen U-Wert von etwa 1,5 bis 1,6 W/(m²K). Damit hat sich
der Wärmeverlust gegenüber dem „Isolierglas“
noch einmal halbiert. Die durchschnittliche innere Oberflächentemperatur
liegt nun auch bei strengem Frost bei etwa 13°C. Auch damit
ist der Kaltluftabfall am Fenster noch bemerkbar und eine störende
Temperaturschichtung im Raum noch nicht ausgeschlossen.
Den Durchbruch für
das energiesparende Bauen in Deutschland schaffte die Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung.
Indem zwei Scheibenzwischenräume mit low-e-Schicht und Edelgasfüllung
hintereinandergeschaltet werden, werden U-Werte zwischen 0,5 und
0,8 W/(m²K) erreicht. Will man diese Qualität nicht nur
für die Verglasung, sondern auch für das gesamte Fenster
erreichen, so müssen auch ein gut gedämmter Fensterrahmen
und ein thermisch getrennter Randverbund verwendet werden. Das Ergebnis
ist ein „Warmfenster“ oder „Passivhausfenster“,
bei welchem sich der jährliche Energieverlust auf weniger als
8 Liter Heizöl pro Quadratmeter Fensterfläche verringert
– ein Achtel des Ausgangswertes. Berücksichtigt man noch,
dass die durch das Passivhausfenster gratis einfallenden Sonnenenergie
auch im Kernwinter die Wärmeverluste nahezu aufhebt, so werden
die Nettoverluste durch Fenster dieser Qualität vernachlässigbar
gering. Es ist kein Zufall, dass hier dieselbe Aussage steht wie
beim Wärmeschutz opaker Bauteile im Passivhaus: auch diese
sind vernachlässigbar gering. Das Wärmeschutzniveau der
opaken Hülle (mit U-Werten um 0,15 W/(m²K)) passt genau
zum guten Wärmeschutz der Passivhausfenster. Mit diesen beiden
Qualitäten zusammen wird das Passivhaus im nasskalten Mitteleuropa
möglich. Ein Haus, das komfortabel warm bleibt und mit der
Lüftungswärme allein auskommt.
Auch das Passivhausfenster
zeichnet sich nicht nur durch die geringen Wärmeverluste aus,
sondern ebenso durch weiter verbesserte Behaglichkeit. Bei strengem
Frost sinkt die innere Oberflächentemperatur jetzt nicht mehr
unter 17°C. Unter diesen Umständen wird eine „kalte
Strahlung“ vom Fenster nicht mehr wahrgenommen. Auch gibt
es keine störende Temperaturschichtung im Raum mehr, selbst
dann nicht, wenn kein Heizelement unter dem Fenster steht –
natürlich müssen dazu auch die anderen Passivhauskriterien
eingehalten sein wie Luftdichtheit und Wärmebrückenfreiheit.
Dann aber ist die thermische Behaglichkeit im Raum unabhängig
von der Art der Wärmezufuhr gewährleistet. Dass dies möglich
wurde, daran haben die verbesserten Fenster einen bedeutenden Anteil.
Auf der Begleitausstellung
der 7. Passivhaustagung werden alle wichtigen Komponenten für
das Warmfenster zum Anfassen bereitliegen:
(veröffentlicht:
16.12.2002 © Passivhaus Institut; unveränderte
Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)
Frühere Meldungen:
10.12.02
+++ Begleitausstellung zur 7. Passivhaustagung +++
25.11.02
+++ Staatssekretär Baake zum Passivhaus +++
18.11.02
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08.11.02
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