Passivhaus-Baupraxis
Jedes Konzept ist nur
so gut, wie seine Umsetzung erfolgreich ist. Über den Erfolg
der Umsetzung eines Gebäudekonzeptes entscheidet die Baupraxis.
Theoretische Ansätze, die sich als schwer praktikabel erweisen,
lassen sich auf Dauer nicht in der Realität umsetzen. Das Passivhaus
steht für ein sehr ehrgeiziges Konzept: Der Energieverbrauch
für die Heizung, der sonst alle anderen Verbräuche dominiert,
wird auf eine vernachlässigbare Größe reduziert:
Auf weniger als ein Zehntel des durchschnittlichen heutigen Wertes.
Es ist kein Wunder, dass gegenüber einem so weitgehenden Konzept
Zweifel an der Praktikabilität angemeldet wurden. Solche Zweifel
kann nur die Baupraxis ausräumen. Hier liegt nun gerade die
Stärke des Passivhaus-Konzeptes. In keinem anderen neuen energetischen
Standard wurden innerhalb weniger Jahre so
viele Bauprojekte ausgeführt und nirgendwo ist der Zuwachs
so hoch wie beim Passivhaus. Die Projektvorstellungen auf der 7.
Passivhaustagung dokumentieren die Fortschritte in der Umsetzungspraxis.
Arbeitsgruppe
IX: Passivhaus im Wohnungsbau
Behaglichkeit und Nutzerfreundlichkeit
bei geringen Baukosten beinhaltet die Passivbauweise als selbstverständliche
Konsequenz. Michael Palfi stellt ein Wohnbaukonzept
(BALANCE) vor, nach dem mehrere Wohnanlagen in der Umgebung von
Zürich errichtet wurden (Bild 1).
Der Architekt Holger
Zimmer erläutert ein Komforthaus, das als Passivhaus
in Innenstadtlage ohne Südfenster auskommt (Bild 2). Damit
ist ein weiterer Schritt für die breite Umsetzung in der Praxis
demonstriert: Ein guter Solarzugang ist für Passivhäuser
zwar ein Vorteil, der nicht ohne Not aufgegeben werden sollte; auch
in Lagen, die in dieser Beziehung ungünstig sind, lassen sich
aber erfolgreich Passivhäuser bauen. Weitere Aspekte des Vortrages
sind Vorfertigung, technische Ausstattung, das Architekturkonzept
und die Nutzungsmischung im Geschosswohnungsbau.
Die Gebäudetechnik
eines neuen Passivhaus-Geschosswohnungsbaus in Darmstadt wird von
Norbert Stärz erläutert. Die Lüftungsanlagen
werden hier für jede Wohneinheit dezentral realisiert. Die
Wärmeversorgung erfolgt zentral über ein vorhandenes Fernwärmenetz.
Der Architekt Martin
Endhardt, Günzburg, stellt verschiedene seit 1998
errichtete Passivhäuser vor und vergleicht die unterschiedlichen
Bausysteme: Holztafelbauweise, Massivbau, Schalungselementetechnik
(Bild 3) und ein Sanierungsprojekt mit Passivhaus-Komponenten in
historischem Umfeld.
Arbeitsgruppe III: Passivhaus im Nichtwohnbau
Funktioniert das Konzept
auch bei anderer
Nutzung? In Arbeitsgruppe III werden gebaute Passivhausprojekte
aus dem Bereich des Nichtwohnbaus vorgestellt. Die Bandbreite reicht
von der Schulen über ein Altenwohnheim bis zur Übernachtungsstätte.
Raum für 600 Schüler
auf 5.720 m² bietet die Justus-von-Liebig-Schule im Landkreis
Waldshut (Bild 4). Volker Weiss zeigt, wie durch
den erreichten Passivhausstandard auf eine konventionelle Beheizung
mit Heizkörpern verzichtet werden kann. Eine kontrollierte
Lüftung verbessert die Luftqualität in den dicht belegten
Klassenräumen und transportiert im Bedarfsfall ausreichend
Wärme.
Ein weiteres Passivhaus-Schulprojekt entsteht in Mölln als
Erweiterungsbau. Ein Gegenstand des Vortrags von Markus
Kaupert und Sören Vollert wird das
begleitende Messprogramm sein, dessen Hauptziel in der Untersuchung
der Luftqualität in Klassenräumen im Vergleich zu einem
Referenzgebäude liegt.
In Neuwerk werden neueste Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Pflegebereich
und ausgezeichnete Energieeffizienz im Neubau eines Altenheimes
zusammengeführt. Im Auftrag der Caritas baut dort Architekt
Ludwig Rongen ein Passivhaus-Altenpflegeheim. Entwurf,
Entscheidungsgrundlage für die Ausführung im Passivhaus-Standard
und die Wirtschaftlichkeit werden Themen bei seinem Vortrag sein.
Für Studierende und Gastdozenten der Fernuniversität Hagen
wurde eine kostengünstige Unterkunft ebenfalls im Passivhausstandard
errichtet; Ralph Wortmann präsentiert die
Betriebserfahrungen (Bild 5). Eine ausgeklügelte Erdsondenanlage
sorgt für eine Luftvorkonditionierung für die 16 Zimmer.
Im Rahmen dieser Arbeitsgruppe werden Fragen rund um den Nichtwohnungsbau
diskutiert. Wie sind die Erfahrungen im Nichtwohnungsbau, wie konnte
auf die spezifische Nutzung reagiert werden? Welche Bedenken galt
es bei der Umsetzung auszuräumen? Was waren die entscheidenden
Trümpfe des Passivhaus-Konzeptes? Sind Neuentwicklungen bei
Komponenten erforderlich? Wie kann auf die z.T. zeitlich und räumlich
sehr unterschiedliche Nutzung reagiert werden? Wie bleibt das Passivhaus
auch im Sommer behaglich?
(veröffentlicht:
11.01.2003 © Passivhaus Institut; unveränderte
Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)
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