Schritt für Schritt zum Passivhaus


Abb.1: Schnitt durch die Passivhäuser der Siedlung in Hannover Kronsberg (Ansichtsfoto vgl. ganz unten). Hervorgehoben sind die Verbesserungen gegenüber durchschnittlichen Häusern des gleichen Jahrgangs.

 

Abb.2: Die zusätzlichen Kosten des verbesserten Wärmeschutzes und der Gebäudetechnik bei jedem einzelnen Bauelement. Das Passivhauskonzept zeichnet sich gerade dadurch aus, dass die ohnehin erforderlichen Bauteile so optimal wie möglich verbessert werden.

 


Abb.3: Heizwärmebedarf vom Normalhaus zum Passivhaus: Die dargestellten Bedarfswerte wurden mit PHPP berechnet; die gemessenen Verbrauchswerte stimmen sehr gut mit der gerechneten Bilanz überein. Messergebnisse aus diesem Projekt wurden publiziert, eine Zusammenfassung findet sich hier.




Abb.4: Ansteigen der Investitionskosten Schritt für Schritt bei der Umplanung zu einem Passivhaus: Ein durchschnittliches Reihenhaus dieser Siedlung wird etwa 8200 € teurer als ein Haus, das eben nur die gesetzlichen Bestimmungen erfüllt. Dafür sparen die Häuser Jahr für Jahr etwa 650 € an Heizkosten ein - das entspricht einer internen Verzinsung von 6,5%/a (steuerfrei). Geldanlagen mit einer solchen Rendite muss man anderswo lange suchen - zudem mit einem derart geringen Risiko.

Mehr über die aktuelle Passivhaustagung: www.passivhaustagung.de.

Ausführlich werden die Passivhäuser auf dem Kronsberg in den CEPHEUS Endberichten (download Passivhaussiedlung Kronsberg) behandelt (Foto unten).

PHPP: Das Passivhaus Projektierungspaket ist ein Tool, mit dem ein Passivhaus ausgelegt und die Auslegung optimiert werden kann. Kernbestandteil des Tools ist die Energiebilanz des Gebäudes. Näheres zum PHPP finden Sie unter PHPP-Beschreibung.

Passivhäuser erfordern keine vollständig neue Bauweise. Vielmehr kann heute jeder Neubau auch als Passivhaus realisiert werden. Es sind eine Reihe von kleinen Schritten, jeder beinhalted eine verbesserte Bauqualität an einem Bauteil, die von einem gewöhnlichen Neubau zu einem Passivhaus führen. An einem Beispiel wird dies deutlich.

Die Passivhäuser der Siedlung "Lummerlund" auf dem Kronsberg in Hannover waren ein wichtiges Leitprojekt innerhalb des europäischen Demonstrationsprojektes CEPHEUS (Abb. 1). Diese Häuser sind ganz gewöhnliche Reihenhäuser mit Satteldächern. Rein äußerlich sind sie nicht von "normalen Neubauten" zu unterscheiden - und sie sind auch völlig normal. Nur - es sind eben Passivhäuser. Sie unterscheiden sich in äußerlich kaum zu erkennenden Details: höherer Wärmedämmung, besseren Fenstern, hoher Luftdichtheit und einer Wärmerückgewinnung aus der Abluft.

Jede Detailverbesserung erfordert etwas mehr Investitionen: Die bessere Wärmedämmung mehr Dämmstoff und seine Anbringung, die besseren Fenster eine beschichtete Scheibe mehr und einen gedämmten Fensterrahmen, die Wärmerückgewinnung ein Luftkanalnetz und die Luftdichtheit einen Drucktest. Die jeweiligen zusätzlichen Investitionskosten wurden für dieses Projekt ermittelt; sie sind in Abb. 2 zu jeder Komponente aufgeführt und in Abb. 4 Schritt für Schritt kumuliert. Insgesamt summieren sich die Mehrinvestitionen in diesem Fall auf etwa 8200 €.

Wie diese Maßnahmen sich auf den Heizwärmebedarf auswirken, geht aus Abb. 3 hervor. Jeder einzelne Schritt zu höherer Effizienz verringert den Wärmebedarf ein wenig. In der Summe aller Maßnahmen bleibt am Ende noch weniger als ein Siebtel des ursprünglichen Verbrauchs übrig. Anschaulich kann man die Verbesserung der Energiebilanz auch in unserer Animation verfolgen. Alle Einzelschritte verändern den Charakter des Hauses nicht: Es bleibt ein ganz normales Wohngebäude. Es verändert sich nur der Bedarf an Heizenergie, der allerdings deutlich. Übrigens - die gemessenen Verbrauchswerte in der gebauten Siedlung stimmen sehr gut mit den berechneten Bedarfswerten überein. Die Energieeinsparung wird tatsächlich erreicht.

Die Mehrinvestitionen in die verbesserte Bau- und Haustechnik machen sich bezahlt. Abb. 5 zeigt die auf die Kilowattstunde Einsparenergie umgelegten Investitionskosten. Diese liegen bei den Dämmmaßnahmen zwischen 2,5 und 4,5 Cent je kWh. Schon im Jahr 2001 war die zugekaufte Heizenergie teurer - und heute, im Jahr 2005, kostet Heizwärme aus Heizöl schon mehr als 6 Cent je kWh. Die Wärmerückgewinnung schafft es zu knapp über 5 Cent, die Passivhaus-Fenster liefern "Einsparenergie" zu etwa 7,5 Cent die kWh bei diesem Projekt - aber auch sie sind für das Gesamtpaket Passivhaus unverzichtbar. Alle Maßnahmen zusammen liegen mit deutlich unter 5 Cent/kWh klar günstiger als der Zukauf von Energie zu heutigen Marktpreisen. Diese Passivhäuser machen sich bezahlt - und dabei wurde der Zusatznutzen, nämlich gute Luftqualität und sehr gute thermische Behaglichkeit, gar nicht eingerechnet. Künftige Energiequellen liefern die Kilowattstunde generell zu höheren Preisen - das gilt für Wind-, Solar- und Biomasseenergie; es gilt auch für die Kernfusion, wenn diese wirklich einmal verfügbar werden sollte. Es ist sinnvoll, diese Energiequellen zu erforschen und auszubauen; ebenso sinnvoll ist es, die bestehenden Möglichkeiten für eine erheblich bessere Energieeffizienz auszunutzen - so wie es Passivhäuser tun.

Zu den Passivhäusern der Siedlung in Hannover gibt es eine umfassende Dokumentation, die kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden kann. Dieses Projekt wurde im Rahmen von CEPHEUS realisiert. Der Bauträger war die Firma Rasch&Partner /faktor 10/.

Abb.5: Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen: Für jede Einzelmaßnahme sind die Investitionskosten (Abb.4), die damit erzielte Energieeinsparung (Abb.3) und der Nutzungszeitraum bekannt. Daraus wurden die äquivalenten Kosten für die durch die Maßnahme eingesparte Energie berechnet: Das ist der Preis, zu dem die Maßnahmen Energie ersetzen können. Passivhäuser erweisen sich als wirtschaftlich, bereits bei heutigen Energiepreisen - das zeigt der Vergeich der Säule ganz links mit 4,7 €Cent/kWh für die Gesamtheit aller Maßnahmen, die zum Passivhaus führen. Tatsächlich kostet Heizenergie im Jahr 2006 über 6 €Cent/kWh. (Ein Klick auf das Diagramm zeigt eine vergrößerte Version; diese Rechnung gilt für das konkrete Beispiel des behandelten Reihenhauses.)

Dieser Link führt zu Basisinformationen zum Thema Passivhaus.

Hier wird die Wirtschaftlichkeit von Wärmedämmmaßnahmen allgemein unter gegenwärtigen Randbedingungen behandelt.

Hier wird die Wirtschaftlichkeit für ein weiteres Beispiel (Einfamilienhaus) dargestellt und auch die heute verfügbare Förderung einbezogen.


Autor: Dr. Wolfgang Feist, Leiter des PHI

 


Link zur Homepage des Passivhaus Institutes:

aktualisiert: 08.09.2006
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