Passivhausschulen
– Anforderungen
In Arbeitskreissitzung
33 konnten die Kriterien für den Bau von Passivhausschulen
herausgearbeitet werden:
- Jeder zeitgemäße
Schulbau muss über eine hygienischen Kriterien gerecht werdende
kontrollierte Lüftung verfügen.
Belegt wird dies im Beitrag
von Rainer Pfluger in Protokollband [AkkP 33]. Diese Tatsache ist
nicht neu, vielmehr wurde die Erkenntnis immer wieder bei Messungen
zur Luftqualität in Schulen gewonnen, jedoch regelmäßig
verdrängt. Auf Dauer kommt man um diese Tatsache aber nicht
herum.
- Im
Interesse eines noch vertretbaren investiven und betriebstechnischen
Aufwandes sollten die Luftmengen der Schulraumlüftung sich
jedoch nicht an den Obergrenzen der Komfortanforderungen, sondern
ausschließlich an gesundheitlichen und pädagogischen
Zielen orientieren. Daraus ergeben sich CO2 Grenzwerte
zwischen 1200 und 1500 ppm und Projektierungsluftmengen zwischen
15 und 20 m³/Person/h (evtl. mehr bei höherem durchschnittlichen
Schüleralter).
Mit diesen Richtgrößen ergeben sich erhebliche Verbesserungen
der Luftqualität gegenüber den heute in Deutschland, Österreich
und der Schweiz normalerweise anzutreffenden Werten. Die Erfahrungen
aus den bereits realisierten Projekten zeigt auch, dass die genannten
Projektierungswerte nicht noch weiter reduziert werden sollten.
Bei noch höheren Luftmengen wäre allerdings auf die sich
dann ergebende Reduzierung der relativen Luftfeuchte im Winter zu
achten – dies wirft eine Vielzahl von Fragen auf (Hygiene
einer evtl. Feuchterückgewinnung oder Zuluftbefeuchtung, aparativer
Aufwand entsprechender Klimaanlagen), die nicht Gegenstand der Arbeitskreissitzung
waren. Werden die Luftmengen jedoch im angegebenen Intervall 15
bis 20 m³/(h Pers) projektiert, so werden die primären
lufthygienischen Ziele sicher erreicht und die Feuchtefrage ist
noch nicht berührt.
Die zu projektierenden
Gesamtluftmengen und Luftwechselraten sind wegen der während
der Nutzung dichten Belegung in Schulen deutlich höher als
bei Wohngebäuden und Bürogebäuden.
-
Im Interesse vertretbarer Betriebskosten
müssen die Lüftungsanlagen bei Schulraumlüftung
zeitlich intermittierend bzw. nach Bedarf betrieben werden. Aus
hygienischen Gründen ergeben sich Vor- und Nachspülzeiten
vor bzw. nach der Belegung. Als einfachste Lösung ist eine
Zeitsteuerung ausreichend.
Aus dem hohen Auslegungsluftwechsel
ergibt sich unmittelbar, dass die Betriebszeiten der Lüftungsanlage
auf die Bedarfszeiträume begrenzt oder zumindest die Luftmengen
außerhalb dieser Zeiträume stark reduziert werden müssen,
weil sich sonst sehr hohe Stromverbrauchswerte auch bei effizienten
Anlagen einstellen – dies ist grundsätzlich anders als
bei der Wohnraumlüftung, bei der die Auslegungsluftmengen nahe
an der dauerhaft erforderlichen Grundlüftung (bei 0.25 h-1)
liegen. Für die Grundlüftung ergeben sich bei auf ca.
2 h-1 ausgelegten Schulraumlüftungen mehrere Möglichkeiten,
deren energieeffizienteste in einer einstündigen Vorspülphase
mit Auslegungsluftvolumenstrom besteht; damit wird gerade der erforderliche
„zweimalige“ Austausch des Luftvolumens erreicht. Noch
höhere Effizienz ist durch Bedarfsregelungen erreichbar, bei
denen die Belegung, CO2 oder ein anderer repräsentativer
Luftqualitätsindikator gemessen wird. Die Erfahrungen zeigen,
dass darauf zu achten ist, dass die eingesetzte Technik robust und
einfach ist sowie gegebenenfalls manuell zu bedienen (keine „technological
christmas trees“). Entscheidend bei intermittierendem Betrieb
von Lüftungsanlagen ist aber, dass alle Anlagenteile, vor allem
die Filter, vor dem Abschalten der Luftströme „trockengefahren“
werden müssen – das ist am einfachsten durch einen Umluftbetrieb
nach dem Ende der Nutzungszeit erreichbar.
- Passivhausschulen
müssen so projektiert werden, dass neben der Beheizbarkeit
durch die Zuluft auch eine morgendliche Anheizbarkeit auf gute
thermische Behaglichkeit im Rahmen der Zuluft-Vorspülung
möglich ist.
Oliver Kah hat in [AkkP
33] herausgearbeitet, dass es bei Schulen kein Problem darstellt,
die Klassenräume mit der Zuluft zu beheizen, da der Zuluftvolumenstrom
bezogen auf die Nutzfläche sehr groß ist. Jedoch ist
nach der Absenkphase ein Wiederanheizen auf gute Behaglichkeitsbedingungen
(insbesondere bzgl. der Strahlungstemperatur-Asymmetrie) nur möglich,
wenn die Gebäudehüllflächen einen sehr guten Wärmeschutz
aufweisen. Dies wird bei Schulgebäuden zum entscheidenden Kriterium.
Parameterstudien mit
thermischer Simulation von Schulgebäuden zeigen, dass unter
den gegebenen Randbedingungen ein Wärmeschutzniveau entsprechend
„Wohngebäude-Passivhausstandard“ im Bereich des
Optimums der Ergebnisse liegt. Allerdings gibt es für Schulgebäude
auf Grund der vielfältigen Varianten von Regelungsmöglichkeiten
und des verfügbaren hohen Luftwechsels mehr Spielräume
als bei Wohngebäuden. Da es sich in der Regel um vergleichsweise
große und kompakte Gebäude handelt, ist der Planer dennoch
gut beraten, den klassischen Passivhausstandard einzuhalten und
damit dem Optimum nahe zu kommen und gleichzeitig eine gewisse Sicherheitsreserve
zu behalten.
- Oben
aufgeführte Kriterien sind erfüllbar, wenn unter den
Randbedingungen der Schulnutzung die Gebäudehülle und
die Wärmerückgewinnung so ausgelegt werden, dass der
Jahresheizwärmebedarf nach PHPP
kleiner gleich 15 kWh/(m²a)
(bezogen auf die gesamte Nettonutzfläche) wird.
Die eingehende Analyse
hat damit die Projektierungsleitlinien, nach denen in der Vergangenheit
bereits einige Passivhausschulen geplant und gebaut worden sind,
bestätigt. Dies war keinesfalls selbstverständlich, da
sich das Kriterium durch die gänzlich veränderte Nutzung
auf ganz anderem Weg ergibt als bei Wohngebäuden. Dennoch ist
es nicht zufällig, dass dieses Ergebnis quantitativ vergleichbar
zum Passivhaus-Wohngebäude liegt: Die Ursache dafür ist,
dass die zeitlichen Mittelwerte der Randbedingungen (Luftmengen,
interne Wärmequellen, Heizlast) denen der Wohnnutzung wieder
sehr ähnlich sind.
- Nebenbedingungen
a) Aus Gründen der Vermeidung von Temperatur-Asymmetrie wird
als Nebenbedingung auch für Passivhaus-Schulen für die
Fenster ein Fenster-Uw kleiner gleich 0.85 W/(m²K)
inkl. Einbauwärmebrücken empfohlen.
b) Die Gebäudehülle muss sehr gut luftdicht gebaut sein.
Es wird n50 < 0.6 h-1 gefordert
und < 0.3 empfohlen.
Die Nebenbedingung a)
muss allerdings nur erfüllt sein, wenn das Fenster weder eine
Brüstung ( > 0.65 m) noch eine Wärmequelle unter dem
Fenster besitzt. Es dürfte allerdings nicht ganz einfach sein,
den Passivhaus-Standard mit Fenstern mit deutlich höherem U-Wert
überhaupt zu erreichen.
Um völlig ineffiziente
Versorgungssysteme auszuschließen, sollte auch für Passivhaus-Schulen
das Primärenergiekriterium erfüllt werden. Dabei ist zu
beachten, dass nach PHPP alle nicht erneuerbaren Energielieferungen
über die Grundstücksgrenze zum Primärenergieverbrauch
beitragen (also auch Licht und evtl. Elektronik).
- Der
Jahresprimärenergiebedarf nach PHPP für alle in das
Schulgebäude gelieferte nicht erneuerbare Energie soll kleiner
gleich 120 kWh/(m²a) (bezogen auf die gesamte Nettonutzfläche)
sein.
Durch die extrem hohen
temporären inneren Lasten bei Schulgebäuden muss ein besonderes
Augenmerk auf die sommerliche Behaglichkeit gelegt werden:
- Die
sommerliche Behaglichkeit in einer Passivhausschule sollte auf
θ > 25 unter 10%begrenzt werden. Dazu sind eine ausreichende
Nachtlüftung in Hitzeperioden (die Lüftungsanlage mit
wirksamen Sommerbypass ist dafür geeignet, aber auch freie
Lüftung ist möglich) und eine wirksame Verschattung
der Solareinstrahlung durch Verglasungen unverzichtbar.
Simulationen in [AkkP
33] haben gezeigt, dass ein einfacher Weg mit wenig apparativem
Aufwand in der Bereitstellung von ausreichend hoher thermischer
raumseitiger Speicherkapazität besteht.
- Die
gesamte wirksame flächenspezifische Wärmespeicherfähigkeit
der Raumumfassungsbauteile sollte cwirk >150 Wh/(m²K)
{ 540 kJ/(m²K) }(bezogen auf die Klassenraumgrundfläche)
sein. Alternativ müssen zusätzlich Kühlpotentiale
(über Nachtlüftung und Verschattung hinaus) erschlossen
werden.
Die Empfehlung wird z.B.
durch die Verwendung von massiven Bauteilen bei den inneren Strukturen
des Baukörpers erfüllt. In ungünstigen Klimazonen
kann es darüber hinaus erforderlich sein, dass weitergehende
Maßnahmen für gute sommerliche Behaglichkeit getroffen
werden müssen. Ein bei Passivhaus-Schulen einfacher und effizienter
Weg besteht in der Verwendung der Luftheizregister als Kühlregister,
die z.B. über eine Erdbohrung rückgekühlt werden
können.
Passivhausschulen – wie geht das?
Im Folgenden stellen
wir Empfehlungen zusammen, auf deren Basis die oben genannten Kriterien
1 bis 9 mit vertretbarem Aufwand erfüllt werden können.
Diese Empfehlungen sind keine Anforderungen – von den Empfehlungen
kann abgewichen werden, dann muss aber in aller Regel an anderer
Stelle eine kompensierende Maßnahme erfolgen. Ausschlaggebend
für das Erreichen des Passivhaus-Standards ist letztendlich
die Rechnung mit dem PHPP zur Überprüfung der Kriterien
1 bis 9 [PHPP 2004].
Zu deren Erreichen kann
empfohlen werden:
- Ein günstiges
A/V-Verhältnis. Schulgebäude sind regelmäßig
vergleichsweise große Baukörper. Wenn diese nicht unnötig
zerklüftet projektiert werden (was vor allem die Kosten in
die Höhe treibt), können A/V-Verhältnisse unter
0,4 m?1 meist erreicht werden. Je kompakter gebaut wird, desto
kostengünstiger kann das Gebäude in der Regel werden.
- Eine exzellente
Wärmedämmung,
i.a. wird diese beim üblichen Passivhausniveau liegen (um
0.1 bis 0.15 W/(m²K)). Wie das Beispiel der Schule in Aufkirchen
zeigt, kann man je nach Objekt durchaus z.B. kostengünstig
eine bessere Dachdämmung erreichen und dafür dann z.B.
die Außenwände etwas weniger dämmen. Je kompakter
das Gebäude ist, desto weniger streng sind die Anforderungen
an die Dämmstärke. U-Werte von 0.2 W/(m²K) sollte
man allerdings bei opaken Bauteilen ohne Not nicht unterschreiten,
da dies ökonomisch suboptimal würde. Einzel-U-Werte
sehr kleiner opaker Teilflächen sollten auf keinen Fall 0.35
W/(m²K) überschreiten (Bauphysik an Anschlüssen).
- Wärmebrückenfreiheit
sollte so weit wie möglich angestrebt werden und ist in der
Regel bis auf die Fußpunkte bei tragenden Innenwänden
leicht erreichbar. Wenn Details nicht vollständig wärmebrückenfrei
geplant werden können, muss dennoch eine weitgehende Wärmebrücken-Reduktion
erfolgen und die entsprechenden Verluste müssen im PHPP berücksichtigt
werden. Auch in diesem Fall müssen die minimalen inneren
Oberflächentemperaturen überall größer als
13 °C sein (Wasseraktivität gering halten).
-
Luftdichtheit ist auch bei Schulgebäuden im
Passivhausstandard unverzichtbar, wir empfehlen sogar n50-Werte
im Bereich um 0.3 h-1 anzustreben.
- Passivhaus-Fensterqualität
zählt bereits unter die Anforderungen, zumindest bei bodentiefen
Fenstern, sofern es keine Wärmequelle unter dem Fenster gibt.
Die Verwendung von Passivhausfenstern (Uw unter 0.8
W/(m²K)) erleichtert generell das Erreichen des Passivhaus-Standards;
daher sollte von deren Verwendung nur in begründeten Fällen
abgewichen werden und immer nur dann, wenn Temperaturasymmetrien
ausgeschlossen werden können (z.B. durch einen Heizkörper
in Fensternähe).
- Der Einbau von Lüftungsanlagen
mit ausreichender Außenluftrate für gute Luftqualität
in den Klassenräumen ist bereits nach den zuvor formulierten
Anforderungen unverzichtbar. Die Luftmengen sollten auf 15 bis
20 m³/(Person · h) in der Nutzungsphase projektiert
werden. Die Anlage muss vor allem hygienischen Kriterien genügen
(beachte insbesondere die erforderlichen Filterqualitäten
(mindestens F7 in der Außenluft), vgl. Protokollbandbeitrag
von R. Pfluger sowie die Protokollbände [AkkP 17], [AkkP
23] und [AkkP 30].
- Eine hocheffiziente
Wärmerückgewinnung aus
der Abluft ist gerade bei Passivhaus-Schulgebäuden unverzichtbar
(Wärmebereitstellungsgrade um 80% und spezifischer Strombedarf
für Luftförderung bei Auslegungsbedingungen um 0,4 Wh/m³
geförderter Luft). Der Frischluftvolumenstrom ist so hoch,
dass er sonst zu bedeutenden Wärmeverlusten in der Heizperiode
führt. Mit hygienisch ausreichender Fensterlüftung ist
unter mitteleuropäischen Klimabedingungen keine Passivhausschule
realisierbar. Auch die thermische Behaglichkeit lässt sich
mit Wärmerückgewinnung leichter einhalten. Die Wärmeübertrager
der Wärmerückgewinnung müssen über einen Bypass
verfügen (für den Sommerbetrieb).
- Die Lüftung muss
zumindest über eine Zeitsteuerung
verfügen; eine Regelung über Anwesenheitsmelder oder
CO2-Sensoren verspricht eine noch höhere Effizienz.
Ohne Abschaltung oder weitgehende Volumenstromreduktion außerhalb
der Nutzungs- und Spülphasen ist der Stromverbrauch der Lüftungsanlagen
zu hoch.
- Eine Beheizung
der Klassenräume über die Zuluft kann
gruppenweise – z.B. für eine Fassadenseite –
erfolgen. Damit wird auch zugleich eine zentral gesteuerte morgendliche
Anheizung während der Vorspülphase möglich. Für
Abschätzungen bei Extremlagen in einer Raumgruppe steht im
[PHPP 2004] der „Risiko-Abschätzungsteil“ im
Blatt „Heizlast“ zur Verfügung (vgl. dazu [AkkP
25]. Diese Systemtechnik setzt einen rundum sehr guten Wärmeschutz
voraus (keine Kompromisse gegenüber Passivhaus-Niveau). Diese
Systemtechnik ist nicht zwingend für Passivhäuser: Selbstverständlich
können auch Heizkörperheizungen und Flächenheizungen
eingesetzt werden. Alle Systeme sind bereits erfolgreich
in Passivhausschulen eingesetzt worden, wie die Beispielein [AkkP
33] zeigen.
- Der sommerliche
Wärmeschutz muss gerade bei Schulen besondere
Beachtung finden. Im Zweifel wird eine thermische Gebäudesimulation
empfohlen. Bei Schulen werden i.A. hohe Verglasungsflächenanteile
in den Fassaden erreicht. Eine Verschattung der im Sommer hohen
solaren Last ist in der Regel unverzichtbar (Ausnahme nur bei
Nordorientierung). In aller Regel wird ein temporärer Sonnenschutz
erforderlich sein. Ebenfalls unverzichtbar bei Schulgebäuden
ist eine ausreichende Nachtlüftung in Hitzeperioden (mindestens
2 h-1). Diese ist u.U. auch mit der/den in Bypassstellung
betriebenen Lüftungsanlage(n) möglich. Alternativ dazu
ist eine Bauteiltemperierung möglich.
- Wegen der intermittierenden
und zeitweise sehr hohen inneren Lasten ist für Schulgebäude
eine hohe innere Wärmekapazität
zu empfehlen. Die mit massiven Innenbauteilen (Innenwände,
Decken, Fußböden) erreichbaren Kapazitäten reichen
aus. Sind keine ausreichenden inneren Wärmekapazitäten
vorhanden, so muss dies durch andere, leistungsfähige Systeme
zur sommerlichen Kühlung ausgeglichen werden (das können
nicht allein die Nachtlüftung und eine Verschattung sein,
denn diese Komponenten sind ohnehin unverzichtbar, sie können
aber bei reiner Leichbauweise ihre Wirkung nicht ausreichend entfalten).
Es sollte cwirk > 150 Wh/(m²K) bezogen auf
die Nutzfläche eines Klassenraumes sein.
Wie realisierte Beispiele
zeigen, ist es mit diesen grundsätzlichen Empfehlungen und
heute am Markt verfügbaren Komponenten möglich, Passivhaus-Schulgebäude
unterschiedlichster Entwurfskonzeptionen zu realisieren. Die gegenüber
dem Passivhaus-Wohngebäude deutlich höhere Bedeutung der
Lüftung und der inneren Wärmekapazität wurde erst
im Zuge der vorbereitenden Forschung zur Arbeitskreissitzung 33
in voller Konsequenz erkannt. Als weiteres Tool für die Planung
wird ein Arbeitsblatt für die individuelle Berechnung der internen
Lasten durch Schüler, Beleuchtung etc. verfügbar gemacht.
Passivhausschulen –
Vorgehen für den Erfolg
Im Zuge des Arbeitskreises
stellte sich heraus, dass Passivhaus-Schulgebäude mit Hilfe
des PHPP projektiert werden können und dass dabei – bis
auf klar umrissene Besonderheiten – die gleichen Schwerpunkte
beachtet werden müssen wie bei Wohn- oder Verwaltungsbauten
mit Passivhaus-Standard.
Eine wesentlich andere Randbedingung ist die intermittierende Nutzung
mit zeitweise extrem hohen inneren Lasten. Der zeitliche Mittelwert
der internen Lasten liegt allerdings mit durchschnittlich 2.8 W/m²
nicht weit von den Werten bei Wohnnutzung entfernt. Ein Tool für
die evtl. erforderliche individuelle Projektierung wird verfügbar
gemacht.
Absenkphasen spielen
in Schulgebäuden eine bedeutende Rolle. Ein Tool für die
Bestimmung der zu erwartenden effektiven Temperaturabsenkung wird
ebenfalls verfügbar gemacht [PHPP 2007].
In Schulgebäuden
ist der sommerliche Nutzungsfall besonders zu beachten. Es gibt
ein Muss für die ausreichende Verschattung, ein Muss für
die Nachtlüftung und ein Muss für eine hohe innere Wärmekapazität.
Ist eine dieser Vorgaben nicht erfüllbar, so muss ein gleichwertiger
Ausgleich geschaffen werden – dieser kann z.B. bis in einer
Betonkerntemperierung oder der Verwendung ausreichender Erdwärmetauscher
liegen.
Für die Wiederanheizung
nach Absenkphasen muss vom zentralen Wärmeerzeuger ausreichend
Heizleistung zur Verfügung stehen (Größenordnung:
50 W/m² beheizte Nutzfläche). Die Vorheizphase muss über
Zeitsteuerung und Innentemperaturmessung gesteuert werden.
Nach allen vorliegenden
Erfahrungen hat sich das Passivhauskonzept auch gerade bei Schulen
bewährt, es ist dort sogar wegen der Bedeutung der Lüftung
von besonderem Vorteil.
Ergebnisse eines wissenschaftlich ausgewerteten Passivhausschulbau-Projektes:
Riedberg-Schule in Frankfurt
Die
Grundschule und Kindertagesstätte im Frankfurter Stadtteil
Riedberg (Baujahr 2004) ist nach den hier aufgeführten Grundsätzen
als Passivhaus realisiert worden. Das Gebäude hat eine Energiebezugsfläche
von etwa 5.500 m² und ist für 400 Grundschüler in
16 Klassen und für 100 bis 125 Kinder in der Kindertagestätte
ausgelegt. Das Gebäude wurde mit einer Begleitmessung zweieinhalb
Jahre vom Passivhaus Institut im Auftrag der Stadt Frankfurt a.M.
untersucht. Gefördert wurde die Messung durch die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Die Schwerpunkte der
Untersuchung waren:
- tatsächlicher
Energieverbrauch
- Behaglichkeit und
Luftqualität (CO2-Konzentration in Klassenräumen)
- Luftwechsel in Klassenräumen
- Planungsempfehlungen
- Feldmessung an einer
der Lüftungsanlagen
(4800 m³/h)
- Funktionsprüfung
Dämmschürzen (Alternative zur Bodenplattendämmung)
- Messung des Luftwechsels
im Eingangsbereich von Nichtwohngebäuden (häufig geöffente
Türen und der Einfluss auf das Gebäude als Ganzes)
Autoren des Endberichtes
sind Søren Peper, Oliver Kah, Rainer Pfluger und Jürgen
Schnieders.
Der vollständige Endbericht ist von der Stadt Frankfurt freigegeben
(186 Seiten). Er kann im pdf-Format kostenfrei heruntergeladen werden:
(Achtung! Große Datei, der Download kann ein paar Minuten
dauern)
PH-Schule_Monitoring.pdf
(5,14 MB).
Literatur
[AkkP 17] Dimensionierung von Lüftungsanlagen
in Passivhäusern, Protokollband Nr. 17 des Arbeitskreises kostengünstige
Passivhäuser Phase II; Passivhaus Institut; Darmstadt 1999.
[AkkP
23] Einfluss der Lüftungsstrategie auf die Schadstoffkonzentration
und -ausbreitung im Raum, Protokollband Nr. 23 des Arbeitskreises
kostengünstige Passivhäuser Phase III, Passivhaus Institut,
Darmstadt 2003.
[AkkP
25] Temperaturdifferenzierung in der Wohnung, Protokollband Nr.
25 Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser; Passivhaus
Institut, 1. Auflage, Darmstadt 2004.
[AkkP
30] Lüftung bei Bestandssanierung: Lösungsvarianten, Protokollband
Nr. 30 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser
Phase III, Passivhaus Institut, Darmstadt 2004.
[AkkP
33] Passivhaus-Schulen, Protokollband Nr. 33 des Arbeitskreises
kostengünstige Passivhäuser Phase III, Passivhaus Institut,
Darmstadt 2006.
[Bretzke
2005] Bretzke, A.: Planung
und Bau der Passivhaus Grundschule Kalbacher Höhe 15, Frankfurt
am Main, 2005.(pdf zum kostenfreien Herunterladen).
[Peper
2007] Søren Peper, Oliver Kah, Rainer Pfluger, Jürgen Schnieders:
Passivhausschule
Frankfurt Riedberg Messtechnische Untersuchung und Analyse,
1. Auflage, Passivhaus Institut, 2007.(
pdf zum kostenfreien Herunterladen).
[PHPP
2007] Feist, W.; Pfluger, R.; Kaufmann, B.; Schnieders, J.; Kah,
O.: Passivhaus Projektierungs Paket 2007, Passivhaus Institut Darmstadt,
2007. Im Internet: PHPP
Mehrere Tausend Wohneinheiten
und Hunderte Nichtwohngebäude in Passivhausstandard wurden
bereits bezogen. Beispiele
werden in mehreren Arbeitsgruppen der Passivhaustagung vorgestellt:
Die Exkursion der Passivhaustagung
führt zu gebauten Beispielen in und um Nürnberg.
Hier
gibt es weitere Informationen zum Passivhauskonzept.
(aktualisiert 23.10.2007 Autor: Dr. Wolfgang Feist ©
Passivhaus Institut; dieser Beitrag basiert auf der Zusammenfassung
vom gleichen Autor in [AkkP 33], ergänzt um Beispiele und Grafiken.
Eine unveränderte Wiedergabe ist unter Angabe der Quelle gestattet.
Diese Seiten werden ständig aktualisiert und erweitert.) |