Wärmedämmung funktioniert

Beleg 2: Heizenergieverbrauch in einem gut gedämmten Neubau


(Link zu Beleg 1, zu Beleg 3 und zu Beleg 4)

Hier folgt ein zweiter, vom Teil 1 unabhängiger Beleg dafür, dass Wärmedämmung von Gebäuden ganz erhebliche Energieeinsparungen ermöglicht. Weitere Belege werden folgen.

Die Belege wurden durch saubere wissenschaftliche Methoden erbracht. Die Ergebnisse der dazu durchgeführten Messungen sind so eindeutig, dass jeder sie unmittelbar verstehen kann. Und diese Belege stehen in voller Übereinstimmung mit dem Erkenntnisstand der zuständigen Disziplin, der Bauphysik. Im Folgenden werden die Belege nachvollziehbar dargestellt - die wissenschaftliche Publikation ist an anderer Stelle längst erfolgt.

Dr. Wolfgang Feist leitet das Passivhaus-Institut in Darmstadt. Er ist Dipl.-Physiker und promovierter Bauphysiker.

Beleg 2:
Messungen von Energieverbrauchswerten in gut wärmegedämmten Neubauten

Das folgende Bild zeigt Messergebnisse für den Heizwärmeverbrauch in einem sehr gut wärmegedämmten Gebäude, dem Passivhaus in Darmstadt Kranichstein.

Diese Grafik zeigt Messwerte des Heizenergieverbrauchs.
Ganz links: Durchschnittlicher Verbrauch in bestehenden Gebäuden in Deutschland; etwa 160 kWh/(m²a)
Alle anderen Werte: Gemessener Energieverbrauch für Heizung im Reihenhaus Darmstadt Kranichstein (vier Wohnungen mit je 156 m², bewohnt seit 1991); im Durchschnitt 9,2 kWh/(m²a)   
(Klick auf die Grafik liefert eine höher aufgelöste Version)

Diese Grafik sagt eigentlich alles:

  • In bestehenden Gebäuden in Deutschland werden im Durchschnitt 160 kWh Brennstoff (Öl oder Gas) allein für die Heizung verbraucht - vgl. die Statistik der Heizkostenabrechnungsfirmen. Für eigene Berechnungen: 1 Liter Heizöl sowie 1 m³ Erdgas haben jeweils Brennwerte von etwa 10 kWh.

  • Im Passivhaus Darmstadt Kranichstein wurde dagegen ein dauerhaft stabiler Verbrauch von nur noch durchschnittlich 9,2 kWh je Quadratmeter Wohnfläche gemessen.

Das bedeutet: Der Verbrauch im Passivhaus ist um mehr als 90% geringer als der Durchschnittsverbrauch. Der Heizenergieverbrauch im Passivhaus ist vernachlässigbar gering. So gering, dass ein solches Haus im Prinzip auch mit ein paar Kerzen beheizt werden könnte.

Warum ist der Heizenergieverbrauch im Passivhaus so gering?

Das Passivhaus ist vor allen Dingen sehr gut wärmegedämmt. Die Außenwände haben eine Dämmung mit 27,5 cm Dicke, das Dach sogar mit 44,5 cm. Die Fenster haben eine Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung. Und die Lüftung verfügt über Wärmerückgewinnung.

Würde auch nur ein Bestandteil dieses Konzeptes nicht wie geplant funktionieren, so wäre der Wärmeverlust des Hauses deutlich höher - und damit auch der zu erwartende Energieverbrauch. Im ersten Jahr z.B. war die Wärmedämmung der Fensterrahmen noch nicht angebracht und die Kellerdecke noch nicht fertig gedämmt. Der Energieverbrauch war dementsprechend in diesem ersten Jahr deutlich höher (aber immer noch sehr gering).

Dass die Energieeinsparung in diesem sehr gut gedämmten Gebäude so groß ist belegt ganz offensichtlich, dass das Konzept funktioniert - und damit, dass eine gute Wärmedämmung funktioniert.

Inzwischen wurden noch weit mehr Passivhäuser gebaut

Heute gibt es über 6000 bewohnte Wohneinheiten in Passivhäusern. In sehr vielen dieser Gebäude wurde der Heizenergieverbrauch gemessen. Und immer ist der gemessene Verbrauch extrem gering. Einen systematischen Vergleich mit statistischen Methoden finden Sie auf der Seite:

Passivhaus-Praxisergebnisse. Weiter Häuser finden Sie hier dokumentiert: Passivhaus-Projekte.

Übereinstimmung mit der Berechnung

Die Messergebnisse aus den bewohnten Passivhäusern stimmen mit den anerkannten Berechnungsmethoden der Bauphysik gut überein, hier ist es die Europäische Norm EN 832.

   

Diese Bilanz für das Passivhaus Darmstadt Kranichstein wurde nach der Europäischen Norm EN 832 berechnet (Endhaus). Es ergeben sich bei der Berechnung 10,5 kWh/(m²a) für den Heizwärmebedarf, ein Wert, der etwas über den tatsächlichen Verbrauchswerten liegt.

Der tatsächliche Verbrauch ist mit
9,2 kWh/(m²a) im Durchschnitt der Jahre 1991-2006 sogar etwas geringer. Diese Abweichung liegt aber im Rahmen der Mess- und Rechengenauigkeit.

Link zu einer Darstellung der Details und der Messergebnisse beim Passivhauses Darmstadt Kranichstein.

Näheres zur Berechnungsmethode finden Sie hier: Passivhaus Projektierungs Paket

 


Bitte beachten Sie, dass der Wärmegewinn aus inneren Wärmequellen (Personen und Geräte) in diesem Gebäude sehr gering ist. Die Höhe des Wärmegewinnes wurde bei diesem Haus sehr genau gemessen. Das Haus wird also nicht etwa durch versteckte hohe Stromverbraucher "beheizt". Auch ist es in allen vier Wohnungen immer komfortabel warm. Ergebnisse wurden bereits an anderer Stelle publiziert. Der Verlustbeitrag "nicht nutzbare Solargewinne" entsteht dadurch, dass das Haus auch im Winter manchmal durch die Solareinstrahlung höhere Temperaturen als den Sollwert erreicht. Dann sind die Wärmeverluste auch höher als zunächst, nämlich mit dem Sollwert, berechnet. Die Ausnutzbarkeit der solaren Gewinne ist durch eine Formel in der Europäischen Norm EN 832 vorgegeben; das Verfahren hat sich ganz ausgezeichnet bewährt. Es baut vor allem auf die U-Werte der Außenbauteile auf, mit denen die oben auf der linken Seite dargestellten Verluste berechnet werden - bis auf den Lüftungswärmeverlust, der sich aus der ausgetauschten Luftmenge und der Wärmerückgewinnung ergibt (vgl. Energiebilanz).

Die Übereinstimmung von Theorie und Praxis hat sich bei sorgfältig durchgeführten Messungen immer wieder gezeigt.

Auch die Untersuchungen in diesem Teil 2 zeigen klar, dass eine verbesserte Wärmedämmung wirksam ist und dass die eingeführten und in der Wissenschaft anerkannten Rechenmethoden zuverlässig sind, insbesondere, dass der U-Wert eine treffende Kennzeichnung für den Energieverlust eines Außenbauteils ist.

In loser Folge werden weitere Beiträge in dieser Reihe erscheinen.

 

Link zu Beleg 1 zur Wirksamkeit der Wärmedämmung: Wärmedämmung funktioniert (1).

Link zu Beleg 3 zur Wirksamkeit der Wärmedämmung: Wärmedämmung funktioniert (3).

Link zu Beleg 4 zur Wirksamkeit der Wärmedämmung: Verbrauchsmessung gedämmter Altbau (4)

Link zu Informationen zum Passivhaus: Passivhaus-Grundlagen.

Link zur Homepage der Passivhaustagung: Passiv Haus Konferenz.

Link zur Homepage des Passivhaus Institutes:

(aktualisiert 01.11.2006 Autor: Dr. Wolfgang Feist 
 © Passivhaus Institut; unveränderte und ungekürzte Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet. Diese Seiten werden ständig aktualisiert und erweitert.)