Nicht sparen bei der Wärmedämmung


In der folgenden Aufstellung werden wesentliche Eigenschaften von drei unterschiedlichen Wärmeschutzniveaus behandelt. Nichts tun wird erheblich teurer als jetzt nachträglich dämmen! Das zeigt die Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit (gelb hinterlegt). Gute Dämmung spart bares Geld - und umso mehr, je besser das Dämmniveau ist. Auch alle anderen Eigenschaften werden durch eine bessere Dämmung positiv beeinflusst: Die Gefahr von Schimmelwachstum verringert sich, die Behaglichkeit im Raum wird erhöht und die Optionen für eine effiziente Heizung werden verbessert. Dabei sind das nur die Vorteile, die der Bauherr und Bewohner selbst von einer guten Dämmung haben.

Denn auch die Gemeinschaft der Europäer profitiert, wenn durch Wärmedämmung Energie gespart wird: Die Investition in den Wärmeschutz schafft zusätzliche Arbeitsplätze in Europa und der verringerte Energieverbrauch bremst den Klimawandel. Auch deshalb fördert die Bundesregierung den nachträglichen Wärmeschutz von Gebäuden mit attraktiven Förderprogrammen der KfW-Förderbank.

"Wenn schon, denn schon" ist die Devise beim Wärmeschutz.

  • Kein Außenanstrich und keine Putzausbesserung mehr, ohne gleichzeitig zu dämmen - denn es rechnet sich!
  • Nicht an der Dämmdicke sparen! Etwas mehr Dämmstoff kostet wenig - und die Dicke lässt sich sonst auf Jahrzehnte hinaus nicht mehr verbessern.

 

Dr. Wolfgang Feist leitet das Passivhaus-Institut in Darmstadt. Er ist Dipl.-Physiker und promovierter Bauphysiker.

Dr. Feist ist Träger des Deutschen Umweltpreises und des Umweltpreises der Stadt Göteborg.

Seit mehr als 25 Jahren hat Dr. Feist den Energiehaushalt von Gebäuden in Theorie und Praxis studiert. In Hunderten von gebauten Beispielprojekten hat er untersucht, welche Maßnahmen zur Verbesserung der Behaglichkeit beitragen, Energie sparen und die Bauqualität verbessern.

Es gibt viele wirksame Maßnahmen: Eine steht jedoch ganz vorn: Der verbesserte Wärmeschutz.


Wärmeschutz-
Niveau
Typische alte Außenwand
Mäßig gedämmte Außenwand Guter
Wärmeschutz
Zeichnung
Foto
(ähnliche Konstruktion)
 

Beschreibung

(von außen nach Innen)

Außenputz
24 cm Hochlochziegel
Innenputz

Neuer Außenputz
   5 cm Wärmedämmung
   alter Außenputz
24 cm Hochlochziegel
Innenputz

Neuer Außenputz
25 cm Wärmedämmung
alter Außenputz
24 cm Hochlochziegel
Innenputz
U-Wert                  1)
1,4 W/(m²K)
0,5 W/(m²K)
0,125 W/(m²K)
Jahres-Heizöl-Bedarf
(je 1 m² Wand)
    2)
12 l/m²
4,3 l/m²
1,1 l/²m
Kommentar
Heizöl
Darüber freuen sich nur die Ölgesellschaften... Ein so hoher Verbrauch ist auch künftig nicht nachhaltig zu decken Oder: 1/3 Raummeter Brennholz für die gesamte Außenwand; das gibt eine nachhaltige Forstwirtschaft für alle her.

Innere
Ober-

flächen-tempe-
ratur

unge-störte
Wand
14,5 °C
18,1°C
19,5°C
Kante hinter Schrank
unter 5 °C
 
unter 12 °C
über 16 °C

Kommentar
Behaglichkeit

Wirklich ungemütlich kalt in der Nähe der Wand - und einen Schrank sollte man nicht vor die Außenwand stellen: dahinter wird es richtig nass und es besteht Schimmelgefahr. Besser gedämmt und die Behaglichkeit steigt - allerdings ist es hinter dem Schrank und an den Anschlüssen zur Kellerdecke immer noch zu kalt - es besteht nach wie vor Schimmelgefahr: zu wenig gedämmt. Die Wand ist nun warm und behaglich, die Oberfläche bleibt überall trocken.
Heizlast
(Anteil für 108 m² Außenwand)
           3)
4,5 kW
1,6 kW
0,4 kW
Kommentar
Heizlast
Um allein diesen Heizlast-Teil decken zu können, braucht man eine richtige Heizmaschine - und die entsprechenden Installationen für die Energieversorgung. Das ist immer noch eine ordentliche Leistung - allein für den Ausgleich der Verluste durch die Außenwand. 400 Watt - die mittlere Wärmeabgabe von vier Personen. Ein guter Wärmeschutz schafft die Voraussetzung für eine sehr effiziente Wärmeversorgung.
Wärmeschutz-
Niveau
Kostenanalyse
Typische alte Außenwand
Mäßig gedämmte Außenwand Guter
Wärmeschutz
Jahres-Energie-Kosten
(108 m² Wand)
          4)
786 €/a
277 €/a
71 €/a
Herstellkosten
(1 m² Wand)
40 €/m²
(nur Putzerneuerung)
60 €/m²
80 €/m²
Herstellkosten
(108 m² Wand)
4320 €
6480 €
8640 €
Jahreskosten für Zins und Tilgung
(108 m² Wand)
            5)
164 €/a
246 €/a
328 €/a
Jahres-Gesamt-Kosten
(108 m² Wand)
950 €/a
523 €/a
399 €/a 
Kommentar
Kosten
Mehr als das Doppelte der Kosten mit einer vernünftigen Wärmedämmung - und mehr als das Doppelte gegenüber früheren Zeiten. Immer noch mehr als früher - und unnötig mehr, als sein müsste, wie die rechte Spalte zeigt. Etwa soviel hat es früher, zu Zeiten des billigen Brennstoffes, auch schon einmal gekostet.
Wärmeschutz-
Niveau
Öko-Analyse
Typische alte Außenwand
Mäßig gedämmte Außenwand Guter
Wärmeschutz
Herstellungs-Primärenergie
(Wärmedämmung von
1 m² Wand)
0
16 kWh/m²
(0,4% der erzielten Einsparung)
79 kWh/m²
(1,5% der erzielten Einsparung)
eingesparte Primärenergie
(108 m² Wand in 50 Jahren)
0
46 500 Liter Öl
56 900 Liter Öl
Herstellungs-CO2-Emission
(Wärmedämmung von
1 m² Wand in kg)
0
5 kg/m²
(0,4% der erzielten Einsparung)
26 kg/m²
(1,5 % der erzielten Einsparung)
Heizbetrieb-CO2-Emission
(108 m² Wand in 50 Jahren)
203 100 kg
71 500 kg
18 500 kg
Kommentar
Umweltschutz
Allein mehr als 200 Tonnen CO2-Emissionen entstehen durch den Wärmeverlust der Außenwände dieses typischen Einfamilien-hauses. Das bläst in etwa soviel CO2 in die Luft, wie das ganze Haus wiegt.

Durch den Einsatz der Wärmedämmplatten, die insgesamt etwa 54 kg wiegen, werden 65% der CO2-Emissionen vermieden.

Durch den Einsatz der Wärmedämmplatten, die insgesamt etwa 270 kg wiegen, werden 91% der CO2-Emissionen vermieden. Auch die verbleibende Emission ist noch hoch (18 Tonnen). Allerdings kann ein Verbrauch der verbliebenen Höhe auch mit erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden.
Umweltschutz galt lange Zeit als ein schlechtes Argument für persönliche Entscheidungen: Warum soll die/der Einzelne etwas tun, wenn es doch nicht ihr/ihm allein, sondern "nur" der Gemeinschaft zu Gute kommt? Diese Sicht wird sich in den nächsten Jahren deutlich ändern. Die Folgen des Klimawandels treten derzeit drastisch aus dem Hintergrund des üblichen Wettergeschehens hervor. Diese Folgen betreffen nicht "nur" die Gemeinschaft, sondern auch den Spielraum jeder/s Einzelnen. Wenn nicht entschieden entgegengewirkt wird, dann wird dieser Spielraum ganz dramatisch eingeengt. Der Klimawandel wird vor allem durch CO2-Emissionen verursacht. Und daran hat der Energieverbrauch für die Heizung von Gebäuden einen Anteil von über einem Drittel. Wärmedämmung ist daher eine äußerst wirksame Maßnahme um die Folgen des Klimawandels abzumildern und uns auch künftig Spielräume zu erhalten. Davon profitiert die ganze Gemeinschaft und auch jeder Einzelne.

 

Abschließender Kommentar

Durch die in den letzten Jahren stark gestiegenen Energiepreise kommt auf die Haushalte eine dauerhaft hohe Betriebskostenbelastung zu. Eine künftig billigere Energieversorgung ist derzeit nicht in Sicht. Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten, bei gleichzeitiger Verbesserung der Bausubstanz und der Behaglichkeit den Energieverbrauch durch bessere Effizienz zu verringern. Eine der wichtigsten und am erfolgreichsten erprobten Maßnahmen ist die Verbesserung des Wärmeschutzes.

Die Außenwände haben den höchsten Anteil an den Verlustflächen der Gebäudehüllen und sie weisen im Altbau erhebliche Wärmeverluste auf. Daher wurde in diesem Beispiel die Wärmedämmung der Außenwände dargestellt. Aber auch die Dämmung von Geschossdecken, Dächern, Kellerdecken und verbesserte Fenster bieten ein hohes Einsparpotential. Beispiele sanierter Altabueten zeigen, dass mindestens 65%, in den meisten Fällen sogar bis 90% der Heizenergie durch Effizienzmaßnahmen eingespart werden können (Beispiele).

Die Wirtschaftlichkeitsrechnung zeigt, dass trotz der erforderlichen Investition in die Dämmmaßnahme durch die nachträgliche Anbringung eines Wärmedämmverbundsystems von Anfang an jedes Jahr bares Geld gespart werden kann. Wenn nicht gedämmt wird, sind die Kosten heute und künftig erschreckend hoch. Wenn gut gedämmt wird, ist es sogar möglich, die Gesamtkostenbelastung in etwa auf dem Niveau der 90er Jahre zu halten. "Wärmedämmung" liefert Heizenergie quasi zu den Kosten der früher billigeren Preise.

Zudem verbessert sich durch die Dämmung auf der Außenseite der Außenwand auch der Schutz der Bausubstanz, denn die alte tragende Wand befindet sich nun weit entfernt von allen Witterungseinflüssen dauerhaft im Warmen und im Trockenen. Schimmelpilzwachstum durch Innenluftfeuchtigkeit ist unter diesen Umständen nicht mehr zu erwarten. Das bedeutet auch einen Wertzuwachs für das Gebäude - dieser wurde allerdings bei der obigen Wirtschaftlichkeitsrechnung noch nicht berücksichtigt.

Noch bedeutender ist die zusätzlich verbesserte Behaglichkeit: Denn auch bei extrem kalten Außentemperaturen bleibt die Innenoberfläche angenehm warm - und auch bei großer Außenhitze wird die Außenwand dann nicht mehr stark aufgeladen.

Empfehlung

Lieber gleich als später dämmen -
und wenn schon dämmen, dann gleich richtig.
Und das heißt vor allem: richtig dick.


 

Anmerkungen:

1) Manchmal wird Kritik an der stationären Berechnung (der U-Wert-Rechnung) der Wärmeleitung geübt. Auf der Seite "Wärmedämmen oder Wärmespeichern" wird diese Frage genauer diskutiert. Hier soviel vorab: Der U-Wert hat sich tatsächlich als die entscheidende Größe für den Wärmeverlust erwiesen. Die gebauten und funktionierenden Passivhäuser sind der beste Beleg dafür: Sie brauchen nämlich wirklich kaum noch Heizenergie (Verbrauch von Passivhäusern in der Praxis).

2) Berechnungsgrundlagen: durchschnittlicher deutscher Standort mit 3250 Heizgradtagen bei 20 °C Raumtemperatur und einem Jahresnutzungsgrad des Heizsystems von 90%.

3) Bei 108 m² Außenwandfläche wurden eine Innentemperatur von 20 °C und eine Auslegungs-Außentemperatur von -10 °C zugrunde gelegt. Von der Heizlast hängt es ab, welche Leistung ein Heizsystem aufbringen muss. Kleine Heizlasten können sehr einfach bewältigt werden: 400 W Wärme entstehen beim Betrieb von nur 4 Glühlampen á 100 Watt. Für 4,5 kW reicht noch nicht einmal ein gewöhnlicher Heizlüfter - es geht dann nicht ohne ein spezielles, leistungsfähiges Wärmeerzeugungssystem.

4) Es wurde von einer Ölheizung ausgegangen, die Ergebnisse für andere Heizenergieträger sehen aber nicht grundsätzlich anders aus. Es wurde ein Ölpreis von 60 €Cent/Liter zugrunde gelegt (der Artikel wurde 2006 geschrieben). Der marginale Jahresnutzungsgrad des Heizsystems wurde mit 90% angesetzt. Eine umfassendere Darstellung zur Wirtschaftlichkeit finden Sie hier.

5) Die Investitionen werden über ihre Mindestnutzungsdauer (das sind 50 Jahre) abgeschrieben - hier werden oft Fehler bei Vergleichen gemacht: Systemzugelassene Wärmedämmverbundsyteme (WdVS) sind wartungsfreie und dauerhafte Baukomponenten. Normalerweise muss die Fassade mit WdVS nicht häufiger renoviert, gestrichen, ... werden als jede andere Putzfassade und der Neuanstrich/die Ausbesserung wird nicht teurer als bei normalen Putzfassaden. Für die Investition steht ein Förderkredit der KfW aus dem Programm "KfW- CO2- Gebäudesanierungsprogramm" mit 2,88 % effektivem Jahreszins zur Verfügung. Eine umfassendere Darstellung zur Wirtschaftlichkeit finden Sie hier.

(zuletzt bearbeitet: 15.09.2006 W. Feist  © Passivhaus Institut; unveränderte Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet ---  www.passivhaustagung.de/passivhaus_D)

Link zu Informationen zum Passivhaus: Passivhaus-Grundlagen.

Link zur Homepage der Passivhaustagung: Passiv Haus Konferenz.

Link zur Homepage des Passivhaus Institutes: