Das
ideale Kraftwerk - oder: (Ein
Beitrag aus der Reihe "Hintergründe"). |
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Wärme ist eine Energieform - allerdings handelt es sich um Energie, die in statistischer Weise verteilt ist und die sich nicht in beliebigem Umfang in hochwertige Arbeit umwandeln lässt. (Vgl. unsere Seite zum Thema "Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik"). Eine Maschine, die Wärme(-energie) in mechanische Arbeit umwandelt nennen wir ein Wärmekraftwerk oder eine Wärmekraftmaschine. Diese Maschinen spielen in der Praxis eine große Rolle - aber auch in der physikalischen Thermodynamik. Im Beitrag zum Zweiten Hauptsatz haben wir bewiesen, dass ein Kraftwerk immer nur einen Teil der Wärme, die es zur Verfügung gestellt bekommt, in Arbeit umwandeln kann - einen gewisser "Tribut" der Wärme muss an ein zweites untere Temperaturreservoir abgegeben werden. Die Obergrenze des Wirkungsgrades hängt nur von den Temperaturen To und Tu der verfügbaren Reservoire ab; erreicht wird genau dieser Grenzwirkungsgrad, wenn eine reversibel arbeitende Wärmekraftmaschine verwendet wird.(reversibel = zeitumkehrbar, der Prozess kann auch rückwärts laufen)
Die Carnot-Maschine benutzt ein ideales Gas als Arbeitsmedium. Es wird in einem Zylinder, der durch einen freigängigen und wärmegedämmten Arbeitskolben gasdicht abgeschlossen ist, eingesetzt (Bild links). Der Kolben ist reibungsfrei beweglich; an der Kolbenstange kann Arbeit abgenommen oder zugeführt werden. Dieses Arbeitssystem kann z.B. thermisch ideal isoliert werden, in dem es in eine isoliernde Hülle gestellt wird (Wärmedurchgang = 0, im Folgenden "hellgelb" gezeichnet) . Das Arbeitssystem wird ergänzt
durch zwei Temperaturreservoire: Ein "heißes Reservoir"
(rot) mit der unter allen Umständen konstanten Temperatur To
und ein "kühles Reservoir" mit der unter allen Umständen
konstanten Temperatur Tu (blau). Die Reservoire können
jeweils bei ihrer Tempeartur Wärme aufnehmen bzw. abgegeben, ohne
dass die Temperatur sich ändert (es sind ideale Wärmequllen
bzw. Wärmesenken). Die Reservoire haben eine Form, die es erlaubt,
den Arbeitszylinder in vollflächingen idealen thermischen Kontakt
zu bringen ("quasis-unendlicher Wärmeübergangskoeffizient").
Dadurch kann Wärme ohne nennenswerte Temperaturdifferenz zwischen
dem Arbeitsgas im Zylinder und den Reservoiren übertragen werden. Wir lassen das Maschinchen erst einmal laufen (siehe links), in dem wir es vom komprimierten Zustand aus erst einmal im Kontakt mit der heißen Wärmequelle arbeiten lassen (bei Hitze kommt da was rüber), es dann isolieren und so lang weiterarbeiten lassen, bis es abkühlt ist (auf Tu), dann in Kontakt mit dem kalten Reservoir bringen und in der Kälte (mit wenig Aufwand) erneut komprimieren und schließlich ganz zum Schluß etwas Arbeit aufbringen, um noch weiter so lange isoliert zu komprimieren, bis die Temperatur To wieder erreicht wird. Das Spielchen kann beliebig wiederholt werden, deswegen nennt man den Carnot-Prozess auch einen Kreisprozess. Übrigens: Fachleute reden für den Ablauf bei "isolierten" Prozesschritten auch von "adiabat", bei Abläufen mit konstanter Temperatur von "isotherm".
Mit der hier beschriebenen Carnot-Maschine haben wir ein prinzipiell auch in umgekehrter Richtung arbeitendes Kraftwerk. Die Carnot-Maschine ist also ein reversibles Kraftwerk - aus dem Zweiten Hauptsatz folgt, dass die Carnot-Maschine damit den maximalen thermodynamischen Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Wärme aus dem Temperaturreservoir To mit Abwärmeabgabe an das Reservoir Tu hat. Damit wird die Bedeutung dieses Gedankenexperimentes klar: Es liefert sozusagen die Kalibrierung der Thermodynamik. In der Praxis lässt sich eine Maschine, die den Carnot-Prozess verwenden soll, nur umständlich realisieren. Einfacher zu bauen ist die sogenannte "Stirling-Maschine". Auch der Stirling-Kreisprozess ist ein reversibel arbeitendes Kraftwerk - und er hat daher den gleichen Wirkungsgrad wie eine Carnot-Maschine. Modelle, die nach dem Stirling-Kreisprozess arbeiten, sind sogar am Markt zu erhalten. Sie eignen sich sehr gut für die Demonstration von thermodynamischen Grundlagen in der Schule.
Manche Abhandlungen im Internet, gerade auch solche von "führenden Professoren", erwecken den Eindruck, als ob
In loser Folge werden weitere Beiträge in der Reihe "Hintergründe" erscheinen. Bereits erschienene Artikel: Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik Apsorption und Emission - ein auf den ersten Blick überraschender Zusammenhang Wärmespeichern oder Wärmedämmen
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Berechnung
der Arbeit, die ein ideales Gas bei isothermer Ausdehnung leistet
Arbeit ist Kraft mal Weg, die Kraft ergibt sich aus dem Druck p des Gases auf den Kolben mal dem Kolbenquerschnitt (das ist der Querschnitt A des Zylinders, Innenmaß). Bewegt sich der Kolben um ein kleines Stück "ds", dann nimmt das Gasvolumen V um dV mit dV = A · ds zu. Die auf dem Wegstückchen ds geleistete Arbeit ist dw = p · A · ds = p · dV . Führen wir die ganze Ausdehnung von V1 bis V2 in kleinen Einzelstückchen durch, so kann die gesamte gewonnnene Arbeit als Summe (in der Verfeinerung "Integral") w12 = ∫ p dV zwischen den Zuständen V1 und V2 geschrieben werden. Es ist nach der Gasgleichung p ·V = m ·R · To somit lässt sich der Druck als Funktion des Volumens bestimmen: p = m ·R ·To· V-1 Das wieder eingesetzt in das "Integral" gibt w12 = ∫ m ·R ·To· V-1 dV zwischen den Zuständen V1 und V2 m ·R und To sind konstant und können vorgezogen werden. Es bleibt das Integral über x-1 dx, Sie erinnern sich, das war ein wenig sonderbar - die Stammfunktion ist der Logarithmus ln(x): w12 = m ·R ·To ln ( V2 / V1 ).
Ganz analog zum obigen Rechengang ergibt sich für den Prozessschritt (III) w34 = m ·R ·Tu ln ( V3 / V4). Bitte bedenken, das hier nun die Temperatur Tu vorliegt. Aus ein wenig Rechnerei mit der Gasgleichung folgt übrigens V2/V1 = V3/V4 für den Carnot-Kreisprozess. |
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Dr. Wolfgang Feist |