Archiv der Kommentare Das Passivhaus und energieeffiziente Modernisierungen sind aktiver Klimaschutz, und beides macht sich bezahlt - und ist dazuhin auch noch unübertroffen behaglich. Die CO2-Emissionen werden um etwa einen Faktor 4 gegenüber "üblichen" Neubauten reduziert. Der noch bestehende restliche Verbrauch kann auch auf Dauer aus heimischen Energiequellen gedeckt werden. Das gilt auch für Schulgebäude. Auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen. Aus gegebenem Anlass - zur Klarstellung:
Empfohlene Literatur: Protokollband 33 des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser "Passivhaus-Schulen". [PHI Darmstadt 2006] |
Dr.
Wolfgang Feist leitet das Passivhaus
Institut in Darmstadt. Er ist Dipl.-Physiker, promovierter Bauphysiker,
Träger des Deutschen Umweltpreises und des Umweltpreises der Stadt
Göteborg. |
Eisblockwetten 2007 - Eine Aktion des Klimabündnisses Die Wirksamkeit des energieeffizienten Bauens konnten Sie life im Internet verfolgen: Bei der Eisblockwette der oberhessischen Energie-Agentur, Butzbach. Wie schnell schmilzt das Eis:
Auch in anderen Städten gab es 2007 Eisblockwetten: Hier ist eine Liste... Hier die Ergebnisse der Temperaturmessung in Butzbach:
Ergänzung
vom 16. Juli 2007:
Beginnen wir mit der Auswertung für die mäßig gedämmte Eisblock-Aufbewahrung: Wo auch überall nachgeschaut wurde, das Eis war vollständig geschmolzen; z.B. schon nach 23 Tagen in Erlangen. Die Schmelzrate hat in diesen mäßig gedämmten Häuschen jedenfalls über 1,8 Liter/Stunde betragen. (Vielleicht hat noch jemand genauere Daten, die aber bisher nicht veröffentlicht wurden - bitte an das Passivhaus-Institut schicken. Dann ließe sich der Wert noch besser bestimmen). Nun zu den Passiv-Häuschen: Wie immer bei Messungen in der "realen Welt" zeigt sich eine beträchtliche Streuung. Zum Teil ist das durch Messgenauigkeiten bestimmt (...Genauigkeit der Volumenmessung? Dichtekorrektur?), zum Teil durch unterschiedliche Wetter- und Aufstellbedingungen (im Schatten?), zum Teil durch unterschiedliche Geometrie des Aufbaues und durch die Absorptionseigenschaften der äußeren Hülle. All dies würde Abweichungen im Bereich ±30% durchaus erklären. Signifikant besser als die Ausgleichsgerade waren dann nur Kreiensen und Lübeck: Unser Glückwunsch, hier ist offenbar ganz besonders sorgfältig wärmegedämmt worden. Aber es gibt auch fünf "Ausrutscher" nach unten; die werden hier nicht genannt, können sich selbst aber leicht identifizieren. Eine bewährte Methode,
alle Abweichungen aus welchen Gründen auch immer zu nivellieren ist
die Ausgleichsgerade: Alle Messwerte wurden einbezogen, auch die Ausreißer.
Es ergab sich die blaue Ausgleichsgerade;
sie hat eine Steigung von -0,28 Litern/h
( Für Statistiker: Das Bestimmtheitsmaß der Ausgleichsgerade
beträgt R² = 79,9%, ist somit durchaus recht gut). ...das Eis in einem Häuschen nach Passivhausqualität etwa nur 16% der Wärme zugeführt bekommen hat als in mäßig gedämmten Häuschen.
Was zeigt das?
Kurz zusammengefasst:
Dieses kleine Experiment zeigt anschaulich und leicht verständlich,
wie gut Wärmedämmung
funktioniert - und dass sie genau so funktioniert, wie es die Physik
(in diesem Fall die Bauphysik) erwartet. (herzlichen Dank an die oberhessische ENERGIEAGENTUR für das Experiment und an das Klimabündnis für die Initiierung und Organisation der Eisblockwetten 2007)◊ Kommentar
vom 24. Juni 2007 New Cashtown: Auf einen besondern Fund stieß Sam P. Nicday beim umgraben - Rohöl im Garten! Die Ölschiefervorräte könnten ihn bald von Energiekäufen unabhängig machen. Weshalb sind es diese Meldungen, die uns als Leser oder Hörer oder Zuschauer besonders zu interessieren scheinen? - Kalte Kernfusion, Energielieferung aus dem Weltall, Energie aus dem Vakuum,... Und warum gibt es keine journalistische Verpflichtung, Meldungen wenigstens auf ihre Relevanz und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen? Das könnte z.B. in einer losen Selbstverpflichtung seriöser Journalistenvereinigungen bestehen - und in einer unabhängigen Instanz, die ab und zu einmal, zumindest im nachhinein, die größten Enten öffentlich ausstellt. Und warum interessiert uns Vernunft anscheinend so wenig? Vernunft ist nicht sexy? Das kann doch nur die Meinung derer sein, die einen total langweiligen Mathe/Physik-Unterricht genossen haben! Dass es auch anders geht, haben Albert Einstein, Frank Oppenheimer, Richard Feynman u.a. lebendig vorgeführt. Vielleicht liegt da ein weiterer Ansatzpunkt: Bringt spannende Wissenschaft an die Schulen - Wissenschaft die uns etwas angeht und die zugleich etwas kritischer macht... ...damit die größten Enten auch ohne journalistische Selbstbesinnung weniger Chancen auf Wirkung haben. Dann verschwinden sie vielleicht von selbst. ◊ Kommentar vom 6. Mai 2007 Klima-Hysterie? Vernunftfähigkeit... ist das besondere Kennzeichen einer Art, die heute diesen Globus beherrscht. Überraschend vernünftig reagierte bisher die Öffentlichkeit auf die Erkenntnisse der Wissenschaft zur durch menschliches Tun verursachten Erderwärmung. Das hängt auch damit zusammen, dass einige Folgen nicht nur den Wissenschaftlern zugänglich, sondern leicht von Jedermann/frau zu beobachten sind. Diese beobachtbaren Folgen geben keinen Anlass zu Hysterie - aber sie sind Mahnungen, denn das Ausmaß der Auswirkungen wird sich steigern, wenn alles so weitergeht wie bisher ("business as usual", wie es so schön auf neudeutsch heißt). Wenn die gerade erst beginnenden ernsthaften Bemühungen, die schlimmsten Auswirkungen noch zu vermeiden, von gewissen Meinungsmachern schon wieder als "Hysterie" bezeichnet werden - dann lässt das nur darauf schießen, welche Interessen von den Betreffenden vertreten werden - oder welche sie glauben vertreten zu müssen. Eine vernünftige Ausseinandersetzung mit dem Thema findet jedenfalls unter anderen Überschriften statt. Z.B. im letzten Bericht des IPCC "Mitigation of Climate Change". Dort kann nachgelesen werden, was wir jetzt tun können, um das Problem auf ein noch akzeptables Maß zu begrenzen. Dies anzupacken, ist das Gebot der... Vernunft. ◊ Bericht vom 07.03.2007 Energiekongress
am 07.03.2007 in der Staatskanzlei in Mainz:
Das Einführungsreferat vor mehr als 200 geladenen Gästen hielt Ministerpräsident Kurt Beck: Er sieht Klimawandel, Ressourcenknappheit und steigende Energiepreise als die Herausforderungen der Zukunft, auf die es gelte, Antworten zu finden. Dass die Antwort darauf nicht „Kernenergie“ heißt, wurde aus seinem Beitrag deutlich. Eine hochkarätig besetzte Energiekonferenz schloss sich am 7. März 2007 mit Beiträgen zum Klimawandel und zu möglichen Lösungsbeiträgen an. "Wir haben wenig Einfluss auf die weltweiten Energiepreise, aber durchaus auf unsere Energierechnung", stellte Umweltministerin Margit Conrad heraus. "Beim Energiesparen sind wir noch weit von dem entfernt, was umsetzbar wäre, obwohl die Technik vorhanden ist." Fast jeden Tag lerne sie selbst eine neue Effizienztechniken kennen. „Im Neubau setzen wir auf den Passivhausstandard. Mit einem Heizwärmebedarf, der 1.5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche entspricht, liegen Passivhäuser rund 80 Prozent besser als der herkömmliche Neubau. Insoweit ist jeder Neubau, der heute nicht im Passivhausstandard gebaut wird, eine verpasste Chance.“ – Mit modernen, hier entwickelten erneuerbaren Energien sei ebenfalls ein großer Beitrag zur weltweiten CO2-Einsparung zu leisten. Allerdings, auch das machte die Ministerin deutlich, wird das Land für eine Übergangszeit auch noch fossile Energien benötigen, alles andere sei Illusion. So müssten zunächst auch noch Kohlekraftwerke gebaut werden, allerdings nur solche mit einer hocheffizienten Technik, die der alten weit überlegen ist. Max Schön von der deutschen Sektion des Club of Rome forderte von jedem Einzelnen eine Verhaltensänderung und mutige Entscheidungen. Es gelte zu realisieren: "Ich bin das Klima, ich bin das Problem." Augenmaß bei der Einschätzung der deutschen Möglichkeiten mahnte Eggert Voscherau, stellvertretender Vorsitzender der BASF AG in Ludwigshafen, an. Deutschland könne nur dann eine Speerspitze für die technologische Entwicklung weltweit sein, wenn die deutsche Industrie funktioniere und „der Schornstein raucht“. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher sieht Energie vor einem gewaltigen Preissprung. Zum Einsparen müssten Energiesparlampen, Null-Energiehäuser, Ein-Liter-Autos und die Abschaltung von Stand-by vorgeschrieben werden. Politisch seien die Möglichkeiten erkannt, aber in Deutschland weigere man sich, selbst solche wirtschaftlichen Dinge vorzuschreiben. "Mit Passivhäusern kann man weltweit etwas bewegen, bei innovativen energieeffizienten Produkten liegt die Zukunft, gerade für den Wirtschaftsstandort Deutschland" , das zeigte Wolfgang Feist (im Foto Mitte auf der Pressekonferenz) vom Passivhaus-Institut mit Erfahrungen aus der Praxis. Mehr als 8000 Wohneinheiten seien in Deutschland bereits im Passivhausstandard gebaut, bei dem der Heizenergiebedarf auf weniger als ein Zehntel der früher üblichen Werte reduziert würde. In Ludwigshafen hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft GAG sogar einen Altbau aus den fünfziger Jahren zum Passivhaus modernisiert. Schon in der Vergangenheit habe verbesserte Energieeffizienz dazu beigetragen, dass der deutsche Primärenergieverbrauch zwischen 1990 und 2006 um 4% gesunken ist, obwohl zugleich ein reales Wirtschaftswachstum um etwa 24% erzielt wurde. Die Effizienzstrategie gelte es aktiv und bewusst einzusetzen. Winfried Hoffmann (im obigen Foto rechts neben Feist), Geschäftsführer Schott Solar, prophezeite hohe Potenziale für solarthermischer Kraftwerke und vor allem für Photovoltaik. Stromgestehungskosten zwischen 3 und 6 Cent je Kilowattstunde seien für das Jahr 2030 möglich. Die erneuerbare Energieindustrie sei der künftige Wachstumsmarkt. Jörg Baumgärtner von der Bestec GmbH stellte Projekte der geothermischen Energiegewinnung im Süden von Rheinland-Pfalz vor. Diese Energiequelle eigne sich vor allem für die Grundlast der Stromerzeugung. ◊ Kurzkommentar vom 25.02.2007 Warum
geht es nicht noch schneller mit dem Passivhaus? Vermutung II: Die Verschwörungs-Theorien. An sich naheliegend: Die Nutznießer der derzeitigen hohen Nachfrage nach Energieträgern und die Hersteller der Systeme mit hohem Energieverbrauch sind nicht gerade begeistert davon, dass es hoch effiziente Lösungen gibt, die den Verbrauch auf einen Bruchteil des bisher gewohnten reduzieren – nämlich auf nur noch ungefähr ein Zehntel. Sicher sind auch einige Lobbyisten unterwegs, die versuchen, allzu weitgehenden Ansätzen das Leben zu erschweren. Aber gerade diesen Einfluss dürfen wir nicht überschätzen: Niemand kann es sich heute leisten, als aktiver Bremser in Sachen Klimaschutz zu gelten. Wenn überhaupt, dann ist der Weg der Einflussnahme subtiler. Er versucht die entscheidenden Bremsfaktoren zu nutzten – und die liegen an anderer Stelle. Die Wahrheit. Es sind weder technische Probleme noch mächtige Interessen, die eine schnellere Umsetzung aufhalten, sondern vor allem ganz banale, nur allzu menschliche Gründe:
Gute Beispiele dafür
wird es auf der 11. Passivhaustagung
in großem Umfang geben. Kommen Sie zur Tagung, lassen Sie sich von
der Aufbruchsstimmung anstecken! 15.
Januar 2007 EU-Energie-Kommissar Andris Piebalgs und Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee informierten sich am Stand der IG Passivhaus über die Chancen, die eine hohe Energieeffizienz in Gebäuden für die Europäische Union bieten. Dr. Wolfgang Feist zeigte am Beispiel einer Modernisierung mit Passivhaus-Komponenten: In zwei Mietwohnungsbauten der FAAG/Frankfurt wird der Heizenergieverbrauch durch moderne Energiespartechnik aus Europa um 90% reduziert. Die Europäische Union setzt auf Energieeffizienz als wichtigstes Element der künftigen Energiepolitik - und Bundesbauminister Tiefensee kann sich über erhebliche zusätzliche Wertschöpfung im Bausektor, vor allem bei der Modernisierung bestehender Gebäude, freuen.
Andris Piebalgs
am 7.12.2006 in Brüssel: 9.12.2006
Betrachtungen zum Jahresende Nun, es gibt auch so schon genügend aktive Unternehmen, die die neuen Entwicklungen erkannt haben. Sie gehen voran und haben erhebliche Vorteile davon, nicht erst in einigen Jahren, wenn auch die Langsamen und die Bremser von gestern dazu stoßen werden. Sondern bereits heute. Passivhausarchitekten hatten in den vergangenen Monaten mehr als genug zu tun. Und wir wissen nicht so recht, ob man sich über das eine oder andere knappe Produkt am Markt der Energieeffizienz nun freuen oder ärgern soll. Das Passivhaus Institut wünscht allen Kollegen, Freunden und Aktiven einen beschaulichen Jahresausklang und viel Tatkraft im Neuen Jahr 2007. ◊ 04.12.2006
Empfehlung an Institutschefs: Erst lesen, dann Zusammenfassen 21./23.11.2006
Iter - Fusionsreaktor |
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Link zur Homepage der Passivhaustagung: Passiv Haus Konferenz. Link zur Homepage des Passivhaus Institutes: (aktualisiert 03.12.2006 |