Karsten:
Nicht wenige Nutzer empfinden es unter etwa 30% rel. Feuchte doch
als zu trocken.
Karsten:
Wenn ein Gebäude mit Warm-Frischluft geheizt wird, wird es
unweigerlich zum Absenken der Luftfeuchte führen, gerade im
Extremfall Abwesenheit.
Karsten:
Besser wäre es doch dann, grundsätzlich die Luftmenge
an den Bedarf der Bewohner zu koppeln...
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Wolfgang:
Das liegt am Staub und an anderen Nebeneffekten. Bei vernünftiger
Dimensionierung wird es <30% aber nur ganz selten geben.
Wolfgang: Eine Absenkung der rel. Feuchte im Raum
gibt es nur dadurch, dass frische Luft mit geringerem Wassergehalt
die Feuchtigkeit in der Raumluft verdünnt. Im Winter ist das
unweigerlich so. Ob die Frischluft auch beheizt wird, spielt jedoch
keine Rolle. Wenn also überhaupt Außenluft zugeführt
wird, ist die rel. Feuchte geringer, als ohne den Außenluftstrom
(Vergleiche auch den Beitrag zu 'Feuchte
und Lüftung’).
Wolfgang: Ja, das ist unsere Empfehlung – so sollte
es in jedem Passivhaus gemacht werden (im PHPP
ist die Luftmenge von der Personenzahl abhängig).
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Karsten:
Aber bei der nutzerabhängigen Steuerung muss bei geringen Luftmengen
nutzerabhängig zu jedem Zeitpunkt genügend Heizleistung
zur Verfügung stehen.
Karsten: Gut,
das stimmt fast mit meiner Rechnung überein, das im Heizlastfall
nämlich rund 0,33 m³ je m³ Raumluft zugeführt
werden müssen, um es warm zu haben; 0,3 h-1 ist
wirklich nicht viel weniger. Aber bei großen Objekten mit
wenig Bewohnern entsprechend Feuchtequellen entsprechend CO2-Quellen
wird dies doch immer zu trockener Luft führen.
Karsten:
Man kann ja auch mit 20%-30% rel. Feuchte komfortabel leben, das
zeigt die eigene Erfahrung, z.B. in einer gut beheizten Almhütte.
;)
Karsten:
Da möchte ich noch meine persönliche Erfahrung nachreichen,
aus der sich meine Meinung nährt. Im kalten Winter 2003 war
in meiner Wohnung mit Lüftungsanlage die Luftfeuchte bei 20%
angelangt, und das bei kleinster Belüftungsstufe (LWR 0,19).
Das war sehr unangenehm bis zum Nasenbluten. Danach wurde aktiv
Wäsche getrocknet und nachts abgestellt. Mit der manuellen
Methode stelle ich seitdem 40-45% ‘sicher’ und fahre
seitdem die Anlage mit dieser 'zu kleinen’ Rate, habe allerdings
auch ein hohes Raumluftvolumen. Teppichböden, Tapeten, Spanplattenmöbel
gibt es nicht. Ich bemerke trotzdem immer wieder wie ‘frisch’
es beim Eintritt in die Wohnung im Vergleich zu anderswo ist, es
nämlich gar nicht 'duftet’. Das ist subjektives Empfinden
und eben kein Musterfall, natürlich sind die Anforderungen
einer 4-köpfigen Familie auf 100 m² andere, da werden
die 0,3 nicht genügen.
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Wolfgang: Ja, bei 0,3 h-1 stehen dauerhaft
0,3 h-1 * (50-20) K * 0,33 Wh/(m³K) * 2,5 m³/m²
=7,4 W/m²
zur Verfügung. + Badheizkörper, das reicht um die Temperatur
im Komfortbereicht zu halten.
Wolfgang: Wie der Hygieniker sagt: Ein Luftwechsel
von 0,3 h-1 wird für die Mindestlüftung benötigt.
Wenn es überhaupt einen Konflikt gibt, dann den zwischen Luftqualität
( IAQ – indoor air quality -objektive Raumluftverunreinigungen
wie VOC (volatile organic compounds – flüchtige organische
Substanzen), Radon, ...) und relativer Feuchte im Winter. Aber nicht
den zwischen Frischluftheizung und relativer Feuchte. Fanger
streitet ein solches Problem übrigens generell ab und sagt,
auch niedrigste Feuchten seien gar kein Problem. Das stimmt auch,
aber es stimmt nur, wenn die Luft staubfrei ist - und das ist in
einer Wohnung kaum realistisch.
Wolfgang:
Ja, genau das ist die Fanger'sche Position. Dass das aber
in Wohnungen nicht realistisch ist, wird sichtbar, wenn im Winter
die Rückmeldung aus überlüfteten Häusern
kommen: Bei >0,5 h-1 kommt es oft zu rel. Feuchten
von 20-25%. Und dann melden sich bereits etwa 30% der Bewohner mit
Beschwerden „zu trocken!“. Jeder, der das in
der Praxis ausführt, weiß das. Das PHI weist bei jedem
Siedlungsprojekt am Anfang darauf hin. Die Hälfte der Planer
nimmt es ernst - dann gibt es keine Probleme. Die anderen planen
aus Angst oder Bequemlichkeit doch wieder mit 0,5 bis 1 h-1
und klären die Bewohner nicht auf ... Mehr als 25 bis 30 m³/Person
sowie minimal 0,3 h-1 ist aus dieser Erfahrung zuviel
des Guten und es ist auch überflüssig, wie schon diskutiert.
Wolfgang:
Das ist ja interessant - und es bestätigt genau die Erfahrungen!
Subjektiv, und das gilt offenbar auch in diesem Fall, werden die
niedrigen Feuchtigkeiten eben doch als störend empfunden. Für
eine staubfreie Luft dürften wir keine Kleidung aus Baumwolle
und keine Betten mit Naturfasern verwenden. Der Komfortbereich liegt
eher bei den kleineren Luftmengen. Allerdings muss ein wenig aufgepasst
werden: Wird der Luftwechsel zu klein, dann wird die Luftqualität
auch objektiv schlecht, insbesondere Radon ist dann möglicherweise
ein Problem. Wir haben daher in einer großen Zahl von Wohnungen
nachgemessen und festgestellt, dass bei um 0,22 bis 0,25 h-1
in der Regel noch keine kritischen Belastungen vorliegen. Das Risiko
sinkt natürlich immer weiter, wenn die Luftmengen erhöht
werden - daher die 0,3.
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Fazit:
Als Empfehlung kann für den Mindestluftwechsel
im Wohnungsbau gelten (auch bei Nichanwesenheit):
0,3 h-1
stellen die Luftqualität
und die Beheizbarkeit auch bei großer Kälte
in Wohnungen ohne besondere
Luftbelastungen sicher.
Immer sollten es jedoch
mindestens
30 m³/Person
sein - und diese nutzerabhängige
Bedingung ist normalerweise auslegungsrelevant.
Bei geringer Belegung und nur wenigen Feuchtequellen
muss in der kalten Jahreszeit evtl. doch ein wenig befeuchtet
werden, entweder mit einem mobilen Gerät im Wohnzimmer,
das regelmäßig gesäubert wird, oder in dem man eine
Lüftungsanlage mit Feuchterückgewinnung einsetzt.
Werden die Raumluftbelastungen bewusst und sorgfältig gering
gehalten, wie das Beispiel von Karsten zeigt, sind in einigen Fällen
sogar geringere Luftwechselraten möglich. Bei großen
Wohnungen und geringer Personenzahl ist dann die reine Frischluftheizung
keine Lösung, denn die übertragbaren Leistungen werden
zu gering (deutlich unter 10 W/m²). Das muss ein Fachplaner
bereits bei der Projektierung merken. |