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Wärmeschutzverglasung
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eine
geniale Erfindung
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Temperaturstrahlung
der Sonne
Die für uns
sichtbare sogenannte Photosphäre der Sonne strahlt bei einer mittleren
Temperatur von um 5500 °C. Der größte Teil der solaren
Temperaturstrahlung liegt im sichtbaren Bereich der elektromagnetischen
Strahlung: Licht.
Foto: Sonnensonde SOHA der NASA.
Ein Fenster
- nun ja, zum Hinausschauen ist es doch da! Schön erkennt
man im sichtbaren Licht durch das Glas hindurch das Fenster in der gegenüberliegenden
Fassade des Nachbarhauses. Glas ist im sichtbaren Licht vor allem transparent
- und ein bisschen spiegelnd, wie jeder weiß, und wie man es hier
an der Blitzspiegelung auch sehen kann. Im Nachbarhaus wird geheizt -
im Wärmebild sollte das Fenster des Nachbarn daher ganz besonders
gut zu erkennen sein. Schauen wir mal nach:
Ein Wärmebild des gleichen Fensters. Ja wo ist es
denn, das warme Fenster des Nachbarn? Auch nicht die kleinste Andeutung
der Kontour ist erkennbar. Im Thermographiebild ist die ganze Verglasung
im wesentlichen eine homogen etwa 12,5 °C warme Fläche; bis auf
die extra-kalten Bereiche am Rand. Tatsächlich ist Glas im Wellenlängenbereich
von 4 bis 12 µm, in dem unsere Infrarotkamera "sieht",
undurchsichtig - es absorbiert die Strahlung zu etwa 84% und reflektiert
den Rest. Verblüffend, wenn man die Eigenschaften des Glases im sichtbaren
Spektrum kennt - dass es sich im mittleren Infrarot ganz anders verhält.
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Der Weg von der Einscheibenverglasung
zum modernen Wärmeschutz-Isolierglas ist ein vorbildlicher Erfolgspfad
der Energieeffizienz: Der Wärmeverlust der Verglasung wird dadurch
insgesamt um mehr als einen Faktor 8 verringert - Sie finden das auf unserer
Seite Entwicklung der Fenster beschrieben.
Es gibt immer wieder Fragen
nach der Funktion der Wärmeschutzverglasung. Im Internet findet sich
außerdem manche Seite, in der aus physikalischer Unkenntnis irreführende
Folgerungen gezogen werden. Daher sollen hier die grundlegenden Zusammenhängen
physikalisch richtig und einfach verständlich erklärt werden.
Dazu
muss eine gewisse Grundkenntnis der Physik der Wärmestrahlung vorausgesetzt
werden. Für Leser, die diese Kenntnisse erwerben oder auffrischen
wollen, haben wir folgende Seite zusammengestellt: Physik
der Wärmestrahlung.
Jeder Gegenstand gibt solche
Wärmestrahlung ab. Bei hoher Temperatur mehr und kurzwelligere, bei
niedrigen Temperaturen weniger und langwelligere. Der bekannteste Strahler
ist die Sonne (oben links), aber auch ein Lagerfeuer und ein Kaminofen
sind als Wärmestrahler bekannt. Im
Folgenden wollen wir aus praktischen Gründen zwei Wellenlängenbereiche
unterscheiden:
- Den Bereich des sichtbaren
Lichtes und des nahen Infrarot, das ist der Bereich, in dem die wesentliche
Strahlungsintensität der 5500 °C heißen Sonneoberfläche
vorliegt; wir werden diesen Bereich "kurzwellige Strahlung"
nennen.
und
- den Bereich der Wärmestrahlung
in der irdischen Umgebung mit üblichen Temperaturen in einem Gebäude
oder auch außerhalb (-10 bis +30 °C), das ist eine Temperaturstrahlung
im sogenannten "mittleren Infrarot", deren Maximum bei einer
Wellenlänge um etwa 10 µm liegt. Das ist über 10mal
so langwellig wie das sichtbare Licht - es ist die Strahlung, die man
mit einer Infrarotkamera erkennen kann. Wir werden sie hier als "langwellige
Strahlung" bezeichnen.
Glas ist ein tolles Material!
Es lässt sichtbares Licht und einen Großteil des nahen Infrarot
weitgehend ungestört hindurch, absorbiert aber die Wärmestrahlung,
die z.B. von einem Menschen, einem Heizkörper oder auch nur einer
Innenwand ausgeht, fast vollständig. Im gerade beschriebenen langwelligen
Bereich ist Fensterglas undurchsichtig. Man kann dies
gut mit einer Thermographiekamera erkennen: Während man durch eine
Verglasung gut hinausschauen kann (kurzwellige Strahlung) "sieht"
man im mittleren Infrarot nur die Verglasung selbst und Reflexionen von
Gegenständen im Raum (Fotos auf der linken Seite).
Grafik:
Der Verlauf von Transmission (gelb), Reflexion (blau) und Strahlungsabsorption
(tiefrot) bei einer Oberfläche aus Fensterglas in Abhängigkeit
von der Wellenlänge (schematisch). Im sichtbaren
Licht und im nahen Infrarot ist das Glas durchsichtig: es absorbiert nur
wenig Strahlung und reflektiert ein wenig. Die Transmission hört
bei ca. 3000 bis 4000 nm aber auf: Schon im mittleren Infrarot ist Glas
so "undurchdringlich" wie es die meisten uns bekannten Feststoffe
auch bei sichtbarem Licht sind (man denke
z.B. an eine Putzoberfläche). Der größte Teil der langwelligen
Strahlung wird absorbiert, etwa 14 bis 16% durch das Glas gerichtet (wie
bei einem Spiegel) reflektiert. |
Das thermische
Modell der Einfachverglasung. Bei 0°C Außentemperatur
und 20 °C Raumtemperatur ergeben sich R-Werte wie folgt
Rrad,e
= ( 3,8 W/(m²K) )-1
Rconv,e
= ( 12 W/(m²K) )-1
Rglasi
= 0,004 / 1 (m²K)/W
Rrad,i
= ( 4,3 W/(m²K) )-1
Rconv,i
= ( 6,7 W/(m²K) )-1
Durch Widerstandsarithmetik
kann daraus der U-Wert der Einfachverglasung unter diesen Bedingungen
zu 6,3 W/(m²K) bestimmt werden. Bei 0 °C Außentemperatur
und 20°C Raumtemperatur ist die innere Oberfläche mit 8,5 °C
ziemlich ungemütlich kalt.
Der U-Wert der
Einfachverglasung ist nicht konstant! Vielmehr ändert er sich in
Abhängigkeit von den Außentemperaturen (und auch von der Windgeschwindigkeit).
Für einfache Berechnungen der Heizwärmebilanz kann man jedoch
Ug näherungsweise mit 6,2 W/(m²K) ansetzen. Bei höhere
Außentemperaturen, wenn der U-Wert nennenswert geringer wird, ist
der Wärmeverlust ohnehin klein und es wird oft gar nicht geheizt.
Der Fehler für den Wärmebedarf ist absolut nur gering.
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Einscheibenverglasung
...ist immerhin ein Fortschritt
gegenüber offenen Fensteröffnungen durch die es zieht und evtl.
sogar hereinregnet. Wir haben das Rüstzeug, um die Eigenschaften
der Einscheibenverglasung zur verstehen:
- Für das sichtbare Licht:
Der Lichttransmissionsgrad bei senkrechter Einstrahlung beträgt
nach der Grafik um 85%. Man kann also gut hindurchschauen und der Gesamtenergiedurchlassgrad
für Sonnenenergie ist sogar noch etwas höher, weil auch ein
Teil der absorbierten Strahlung als Wärme dem Raum zugute kommt.
- Für die Wärmestrahlung
aus dem Raum: Die relevanten Wellenlängen liegen bei 4 bis 50 µm.
Daher wird nach der Grafik die Strahlung hauptsächlich absorbiert,
der Rest zurückreflektiert und nach einigem hin und her schlussendlich
zu etwa 80% netto-absorbiert. Daraus ergibt sich für eine
- Scheibenoberflächentemperatur von 8,5 °C und eine
- Raumoberflächentemperatur von 20 °C ein Strahlungswärmeübergangskoeffizient
auf der Innenseite von 4,3 W/(m²K). Auf der Außenseite, bei
einer angenommenen Umgebungstemperatur von etwa 0 °C, ist der
Strahlungsaustausch etwas geringer: 3,8 W/(m²K).
- Der konvektive Wärmeübergangskoeffizient
ist bei den hier vorliegenden hohen Temperaturdifferenzen wegen des
stärkeren Auftriebs auch sehr groß. Auf der Innenseite ergibt
er sich zu 6,7 W/(m²K), außen ist er wegen der durch Wind
erzwungenen Konvektion noch höher, hier geschätzt auf 12 W/(m²K).
Mit der thermischen Modellschaltung
in der linken Spalte, den hier aufgeführten Werten und den Regeln
für das Parallel- und Reihenschalten von Widerständen ergibt
sich unter diesen Bedingungen ein U-Wert der Einfachverglasung von 6,3 W/(m²K),
ein Gesamtwärmestrom von 126 W/m² und eine innere Oberflächentemperatur
von 8,5 °C.
Kurz bewertet: Hohe
Verluste, schlechte Behaglichkeit.
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Das
thermische Modell der Doppelverglasung. Bei 0°C Außentemperatur
und 20 °C Raumtemperatur ergeben sich R-Werte wie folgt
Rrad,e
= ( 3,8 W/(m²K) )-1
Rconv,e
= ( 12 W/(m²K) )-1
Rglas1&2=
0,004 / 1 (m²K)/W
Rrad,gap
= ( 3,7 W/(m²K) )-1
Rconv,gap=
( 1,44 W/(m²K) )-1
Rrad,i
= ( 4,5 W/(m²K) )-1
Rconv,i
= ( 5,2 W/(m²K) )-1
Durch Widerstandsarithmetik
kann daraus der U-Wert der Doppelverglasung unter diesen Bedingungen zu
2,7 W/(m²K) bestimmt werden. Bei 0 °C Außentemperatur und
20°C Raumtemperatur ist die innere Oberfläche mit 14,4 °C
immer noch kalt - allerdings deutlich wärmer als beim Einscheibenglas.
Auch der U-Wert
der Doppelverglasung ist nicht konstant; die Abhängigkeit von den
Außentemperaturen und von der Windgeschwindigkeit ist aber weit
weniger bedeutend. Für einfache Berechnungen der Heizwärmebilanz
kann mit guter Näherung Ug mit 2,7 W/(m²K) angesetzt
werden (bei 15 bis 18 mm Scheibenabstand und Luftfüllung). |
Zweischeibenverglasung
( im Volksmund: Isolierglas oder nach einem der ersten Hersteller
"Thermopane-Glas")
Dass Luftschichten wärmedämmen,
wenn die Luft fest eingeschlossen ist, das merkt man auch ohne viel wärmetechnischer
Theoriekenntnisse. Überall, wo es sonst lausig kalt wird, hat man
daher schon traditionell zwei statt nur einer Fensterglasscheibe verwendet,
meist in Form von Kasten- oder Verbundfenstern. In moderner Zeit wurden
versiegelte "Isolierglaseinheiten" eingeführt, die von
der Industrie maßgenau gefertigt werden und dann wie ein Einfachglas
in ein Fenster eingesetzt werden können. Das ist gegenüber den
Mehrfachkonstruktionen einfacher, leichter zu handhaben und pflegeleichter
- wenn auch zunächst nicht besser bzgl. des U-Wertes. Auch die Eigenschaften
dieser Doppelverglasung können wir verstehen:
- Für das sichtbare Licht:
Der Lichttransmissionsgrad bei senkrechter Einstrahlung beträgt
nun noch um 80% - schon etwas weniger als beim Einscheibenglas, weil
an den Oberflächen mehr kurzwellige Strahlung zurückreflektiert
wird und auch mehr Strahlung in der (verdoppelten) Glasschichtdicke
absorbiert wird.
- Die
Wärmestrahlung aus dem Raum wird an der inneren Scheibenoberfläche
absorbiert. Bei 14,4°C Glasoberflächen- und 20 °C Raumoberflächentemperatur
resultiert ein Strahlungswärmeübergangskoeffizient auf der
Innenseite von 4,5 W/(m²K). Auf der Außenseite, wieder
bei Umgebungstemperatur 0 °C, ist der Strahlungsaustausch etwas
geringer: 3,8 W/(m²K).
- Im Zwischenraum wird die
Wärme vor allem durch Strahlung von der raumabgewandeten Oberfläche
der inneren Scheibe zur Innenoberfläche der Außenscheibe
übertragen. Diese Oberflächen haben Temperaturen von 14,3
bzw. 3,6 °C. Mit den Emissionsgraden der Glasoberflächen (etwa
0,84) ergibt sich ein Strahlungswärmeübertragungskoeffizient
von 3,7 W/(m²K).
- Die konvektiven Wärmeübergangskoeffizienten
ergeben sich zu 5,2 innen, weiterhin 12 außen und 1,44 W/(m²K)
im Scheibenzwischenraum. Man beachte, dass im Scheibenzwischenraum der
bei weitem größere Wärmestrom durch Strahlung übertragen
wird als durch Wärmeleitung und Konvektion durch die Luft im Spalt.
Mit der thermischen Modellschaltung
in der linken Spalte, den berechneten Werten und den Regeln für das
Parallel- und Reihenschalten von Widerständen ergibt sich unter diesen
Bedingungen ein U-Wert der Doppelverglasung von 2,7 W/(m²K),
ein Gesamtwärmestrom von 54 W/m² und eine innere Oberflächentemperatur
von 14,4 °C.
Kurz bewertet: gegenüber
der Einscheibenverglasung 57% Energieeinsparung und bessere Behaglichkeit
(aber immer noch eine unangenehm kalte Innenoberfläche).
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Das thermische
Modell der 2-Scheiben-Wärmeschutz- Verglasung. Bei 0°C
Außentemperatur und 20 °C Raumtemperatur ergeben sich R-Werte
wie folgt
Rrad,e
= ( 3,8 W/(m²K) )-1
Rconv,e
= ( 12 W/(m²K) )-1
Rglas1&2=
0,004 / 1 (m²K)/W
Rrad,gap
= ( 0,15 W/(m²K) )-1
Rconv,gap=
( 1,26 W/(m²K) )-1
Rrad,i
= ( 4,4 W/(m²K) )-1
Rconv,i
= ( 3,9 W/(m²K) )-1
Durch Widerstandsarithmetik
kann daraus der U-Wert der Doppelverglasung unter diesen Bedingungen zu
1,1 W/(m²K) bestimmt werden. Bei 0 °C Außentemperatur
und 20°C Raumtemperatur ist die innere Oberfläche mit 17,3 °C
nicht mehr sehr kalt - allerdings kann sie bei sehr niedrigen Außentemperaturen
immer noch unter 15 °C fallen und dann immer noch "zu kalt"
sein.
Der U-Wert der
Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung zeigt eine immer noch eine deutliche
Abhängigkeit von der Außentemperatur . Mit guter Näherung
kann der Ug - Wert zu 1,1 W/(m²K) angesetzt werden (bei
14 bis 16 mm Scheibenabstand und Argon-Füllung). Bemerkung: Unsere
hier berechneten U-Werte sind geringer als streng nach der europäischen
Norm EN 673 - das liegt vor allem daran, dass wir auch die inneren und
äußeren Wärmeübergangskoeffizienten temperaturabhängig
mitberechnen. Und bei geringeren Temperaturdifferenzen nimmt die frei
Konvektion auch an den Oberflächen ab. Ein durchaus günstiger
Nebeneffekt.
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Wärmeschutzverglasung
Der nächste Schritt setzt
physikalisches Verständnis voraus. Und es waren auch zwei Physiker,
die diese Entwicklung ermöglicht haben: Arthur Rosenfeld am LBL (Kalifornien)
und Hans-Joachim Gläser in Deutschland. Der "Trick" besteht
einfach darin, die Strahlungswärmeübertragung zwischen den beiden
Scheiben zu reduzieren. Und das wiederum erreicht, in dem eine der beiden
Scheiben an der Oberfläche so verändert wird, dass der Emissionsgrad
(=Absorptionsgrad) ε sehr gering wird, jedenfalls für die
Temperaturstrahlung bei Raumtemperatur. Wie geht das? Jeder kennt das
Prinzip des Spiegels: An einer glatten ebenen Metallschicht wird Licht
reflektiert - und das gilt für (fast) alle Frequenzen der elektromagnetischen
Strahlung. Die Reflexion beruht darauf, dass im Metall die Elektronen
sich weitgehend frei bewegen können. Sie wirken dann wie frei aufgestellte
Antennen - schwingen im Gleichtakt mit dem anregenden Licht mit - und
das erzeugt eine Interferenz, welche die Welle geradewegs nach dem Reflexionsgesetz
in den Empfangshalbraum zurückwirft. Um den Effekt für thermische
Strahlung von Raumtemperatur zu erhalten, reichen auch schon hauchdünne
Metallschichten von 5 bis 10 nm aus (das sind 10 bis 20 Atomlagen).
Metallschichten die als Spiegel
wirken? Da erwartet man, dass man durch das entsprechend beschichtete
Glas nicht mehr hinaus, sondern wie bei einem Spiegel eben wieder nach
innen schaut! Nicht, wenn die Metallschicht dünn genug ist. Denn
Strahlung (Photonen) ab einer bestimmten Energie (d.h. unterhalb einer
gewissen Wellenlänge) kann die Metallschicht dann durchschlagen.
Die Grenzwellenlänge liegt bei den üblichen Beschichtungen gerade
bei etwa 1 µm.
Solche Schichten heißen
wegen ihrer besonderen Eigenschaften auch:
- Niedrig-emittierende
Beschichtungen (low-emissivity oder low-e),
das erklärt sich aus dem niedrigen Emissionsgrad ε für
die thermische Strahlung, oder
- Selektive Schichten,
da die Erhöhung des Reflexionsgrades nur in einem Teil-Spektralbereich
(eben bis ca. 1,5 µm) wirkt und die Schicht bei kürzeren
Wellenlängen dann "selektiv" transparent ist.
Absorption, Reflexion und Transmission für ein
mit einer low-e-Silberlage beschichtetes Glas (Schichtseite, schematisch).
Vergleiche diese Grafik mit der für das unbeschichtete Glas: Beide
sind im sichtbaren Licht durchsichtig (gelb). Für die thermische
Umgebungsstrahlung sind beide undurchsichtig (kaum gelb). Verändert
wird die Oberflächeneigenschaft von "Absorption" (d.h.
energetische Aufnahme der Strahlung durch das Glas) zu "reflektierend"
(d.h. die Strahlung wird zurückgeworfen). Dies erfolgt mit den modernen
Schichten sehr konsequent: die Emissivitäten im Langwelligen liegen
unter 3%.
Die Metallschichten werden
in der Regel noch durch Schutz-, Entspiegelungs- und weitere ebenfalls
aufgespotterte dünne Schichten ergänzt. Dadurch erreicht eine
moderne Beschichtung sehr niedrige Emissionsgrade (0,02 bis 0,03 sind
üblich) und trotzdem nur sehr geringfügige Veränderungen
beim spektralen Transmissionsgrad für das sichtbare Licht.
- Für das sichtbare Licht:
Der Lichttransmissionsgrad bei senkrechter Einstrahlung beträgt
nun um 76 bis 79% - nicht viel weniger als bei "alter" Doppelverglasung.
- Die
Wärmestrahlung aus dem Raum wird an der inneren Scheibenoberfläche
absorbiert. Bei 17°C Glasoberflächen- und 20 °C Raumoberflächentemperatur
resultiert ein Strahlungswärmeübergangskoeffizient auf der
Innenseite von 4,4 W/(m²K). Auf der Außenseite bleibt
es bei 3,8 W/(m²K).
- Im Zwischenraum kann die
Wärme nun kaum noch durch Strahlung übertragen werden. Dafür
sorgt das geringe Emissionsvermögen der Metallschicht auf der Glasoberfläche.
Die Oberflächen haben Temperaturen von 17,3 bzw. 1,4°C. Mit
den Emissionsgraden der Glasoberflächen (0,84 auf Oberfläche
"2" und 0,03 auf Oberfläche "3") ergibt sich
ein Strahlungswärmeübertragungskoeffizient von nur 0,15 W/(m²K).
Der wesentliche Wärmestrom ist extrem stark reduziert.
- Die konvektiven Wärmeübergangskoeffizienten
ergeben sich zu 3,9 innen, weiterhin 12 außen und 1,26 W/(m²K)
im Scheibenzwischenraum. Man beachte, dass im Scheibenzwischenraum jetzt
der bei weitem größere Wärmestrom durch die Wärmeleitung
und Konvektion im Füllgas (hier Argon) gegeben ist.
Mit der thermischen Modellschaltung
in der linken Spalte, den berechneten Werten und den Regeln für das
Parallel- und Reihenschalten von Widerständen ergibt sich unter diesen
Bedingungen ein U-Wert der Doppelverglasung von 1,1 W/(m²K),
ein Gesamtwärmestrom von 22 W/m² und eine innere Oberflächentemperatur
von 17,3 °C.
Kurz bewertet: gegenüber
der Einscheibenverglasung 82% Energieeinsparung und spürbar bessere
Behaglichkeit (aber, insbesondere bei geringen Außentemperaturen
auch jetzt noch eine merklich kalte Oberfläche). |
Das thermische
Modell der 3-Scheiben-Wärmeschutz- Verglasung. Bei 0°C
Außentemperatur und 20 °C Raumtemperatur ergeben sich R-Werte
wie folgt
Rrad,e
= ( 3,8 W/(m²K) )-1
Rconv,e
= ( 12 W/(m²K) )-1
Rglas123=
0,004 / 1 (m²K)/W
Rrad,gapI
= ( 0,15 W/(m²K) )-1 Rrad,gapII
= ( 0,16 W/(m²K) )-1
Rconv,gapI=
( 1,19 W/(m²K) )-1 Rconv,gapII= ( 1,26
W/(m²K) )-1
Rrad,i
= ( 4,5 W/(m²K) )-1
Rconv,i
= ( 3,3 W/(m²K) )-1
Durch Widerstandsarithmetik
kann daraus der U-Wert der Doppelverglasung unter diesen Bedingungen zu
0,6 W/(m²K) bestimmt werden. Bei 0 °C Außentemperatur
und 20°C Raumtemperatur ist die innere Oberfläche mit 18,4 °C
komfortabel warm - auch bei sehr niedrigen Außentemperaturen fällt
sie nicht unter etwa 17°C fallen. Damit kann ein Fenster die Komfortbedingungen
ohne zusätzliche kompensatorische Heizflächen erfüllen.
Der U-Wert der
Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung ist nur noch sehr wenig von der
Außentemperatur abhängig. Mit guter Näherung kann der
Ug - Wert der hier behandelten Verglasung zu 0,6 W/(m²K)
angesetzt werden (bei zweimal 13 bis 15 mm Scheibenabstand und Argon-Füllung).
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Dreischeiben-
Wärmeschutzverglasung
Ganz einfach: Um die Dämmwirkung
weiter zu verbessern, werden einfach zwei dämmende Scheibenzwischenräume
hintereinander gestellt. Damit in beiden Zwischenräumen nur wenig
Wärme durch Strahlung übertragen wird, müssen jeweils eine
Oberfläche in jedem der Zwischenräume selektiv beschichtet sein;
und, damit sich die Wärmeübertragung durch Wärmeleitung
in Grenzen hält, wird in beiden Zwischenräumen das Edelgas Argon
verwendet (oder sogar Krypton, das ist allerdings deutlich teurer).
Eine solche Verglasung hat
nun drei Scheiben:
die äußere, die mittlere und die innere Scheibe.
Sie hat zwei Scheibenzwischenräume, jeweils mit Edelgas gefüllt:
den äußeren und den inneren Scheibenzwischenraum.
Es gibt nun insgesamt sechs Glasoberflächen, die einfach der Reihenfolge
noch von außen nach innern nummeriert werden:
"1" ist die äußere
Verglasungsoberfläche - sie wird meist nicht beschichtet.
"2" ist die Oberfläche des Außenglases zum äußeren
Scheibenzwischenraum und trägt in der Regel eine selektive Beschichtung,
welche die von der Oberfläche "3" kommende Wärmestrahlung
zurückspiegelt.
"3" ist die äußere Oberfläche der mittleren
Scheibe. Bei den meisten Dreischeibenverglasungen wird die mittlere Scheibe
nicht beschichtet. Dadurch wird die Absorption der kurzwelligen Solarstrahlung
in dieser Scheibe nicht noch zusätzlich erhöht, wodurch die
mittleren Scheiben sonst bei Sonneneinstrahlung ordentlich heiß
werden können.
"4" ist die innere Oberfläche der mittleren Scheibe, meist
nicht beschichtet (s.o.).
"5" ist die Oberfläche der inneren Scheibe zum inneren
Scheibenzwischenraum hin; hier liegt in der Regel eine selektive Beschichtung,
welche die Emission der langwelligen Strahlung von der warmen Innenscheibe
stark reduziert.
"6" ist die
innere Oberfläche der inneren Scheibe, die meist ebenfalls nicht
beschichtet ist und zugleich die Innenoberfläche der gesamten Verglasung
darstellt.
Die Eigenschaften der Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung
ergeben sich wie folgt:
- Für das sichtbare Licht:
Der Lichttransmissionsgrad bei senkrechter Einstrahlung beträgt
nun zwischen 65 und 69% - durchaus weniger als bei einer Zweischeibenverglasung.
- Die
Wärmestrahlung aus dem Raum wird wie bisher an der inneren Oberfläche
("6") absorbiert. Bei 18,4°C Glasoberflächen- und
20 °C Raumoberflächentemperatur resultiert ein Strahlungswärmeübergangskoeffizient
auf der Innenseite von 4,5 W/(m²K). Auf der Außenseite
bleibt es bei 3,8 W/(m²K).
- Im beiden Zwischenräumen
wird kaum Wärme durch Strahlung übertragen. Dafür sorgen
das geringe Emissionsvermögen der Metallschichten auf den Glasoberfläche
"2" und "5". Es ergeben sich jeweils Strahlungswärmeübertragungskoeffizienten
von nur 0,15 bis 0,16 W/(m²K).
- Die konvektiven Wärmeübergangskoeffizienten
ergeben sich zu 3,3 innen, weiterhin 12 außen und 1,19 bzw. 1,26
W/(m²K) in den beiden Scheibenzwischenräumen (mit Argon gefüllt).
Mit der thermischen Modellschaltung
in der linken Spalte, den berechneten Werten und den Regeln für das
Parallel- und Reihenschalten von Widerständen ergibt sich unter diesen
Bedingungen ein U-Wert der Doppelverglasung von 0,6 W/(m²K),
ein Gesamtwärmestrom von nur noch 12 W/m² und eine innere Oberflächentemperatur
von 18,4 °C.
Kurz bewertet: gegenüber
der Einscheibenverglasung ergeben sich über 90% Energieeinsparung.
Die Behaglichkeit ist jetzt bei Außentemperaturen über -15
°C durchgehend im Komfortbereich, und das bzgl. aller Kriterien der
Komfort-Norm [ISO 7730]. Insbesondere ist die Strahlungstemperatur-Asymmetrie
gering, es gibt keine unzulässig hohen Luftgeschwindigkeiten am Boden
und keinen spürbaren Kaltluftsee (siehe Behaglichkeit-Passivhausfenster,
vgl. dazu auch [Feist 2007]).
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Noch einmal
die Ug-Werte (jeweils zu 0 °C Außentemperatur / 20°C
Raumtemperatur ) der bestimmten Verglasungstypen im Vergleich:
Mit der Dreischeiben-Wärmeshutzverglasung wird der Wärmeverlust
gegenüber
einer Einscheibenverglasung um einen Faktor 10 verringert. Und selbst
gegenüber
der heute in Deutschland noch überwiegend anzutreffenden normalen
"Isolierverglasung"
ist der U-Wert um fast einen Faktor 5 geringer. Der Austausch alter Fenster
gegen die
heute verfügbaren Dreischieben-Wärmeschutzverglasungen spart
nicht nur sehr viel
Energie, sondern verbessert auch die Behaglichkeit.
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Ein Warmfenster mit U-Werten unter 0,8 W/(m²K) garantiert sehr
gute Behaglichkeit. Energiesparen und hoher Komfort gehen Hand in Hand.
Für einen kurzen Film
zur Behaglichkeit bei
Passivhaus-Fenstern klicken Sie bitte auf das folgende Bild:
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Mehr Informationen zu Passivhausfenstern.
Passivhaustagung:
Passivhausfenster unterschiedlicher
Bauart sind auf der Begleitausstellung
zu besichtigen. Übrigens: Diese Spitzenprodukte des deutschen Fensterbaus
eignen sich auch sehr gut für die Modernisierung von bestehenden
Gebäuden.
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Dieser
Link führt zu Basisinformationen zum Thema Passivhaus.
Link
zur Homepage des Passivhaus Institutes:
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[Feist
2007] Feist, W.: Passivhäuser, im Bauphysik-Kalender 2007
(aktualisiert 18.08.2007 Autor:
Dr. Wolfgang Feist
© Passivhaus Institut; unveränderte Wiedergabe unter Angabe
der Quelle gestattet.
Diese Seiten werden ständig aktualisiert und erweitert.) |