Energieeffizienz und erneuerbare Energie
ergänzen sich optimal

Ein Beitrag in unserer Reihe Klimaschutz heute

Dr. Wolfgang Feist leitet das Passivhaus-Institut in Darmstadt. Er ist Dipl.-Physiker und promovierter Bauphysiker.

Hier gibt es konkrete Energiespar-Tipps vom Fachmann.

Passivhaus_Siedlung_Kronsberg
Die Passivhaussiedlung in Hannover Kronsberg wird aus erneuerbaren Energiequellen versorgt: Sonnenkollektoren für die Warmwasserbereitung - und der Strom kommt...

Windkraftanlage auf dem Kronsberg bei Hannover
...aus dieser Windkraftanlage in der Nähe der Siedlung.

Passivhausfenster: Einbau im Altbau in Nürnberg

Einbau von Passivhausfenstern in einem Altbau Baujahr 1930 in Nürnberg; Energieeffizienz schafft Arbeitsplätze - vor allem beim Handwerk (Foto: Burkhard Schulze Darup)


Bei bleibend hohem Energieverbrauch ist der Beitrag der erneuerbaren Energieträger (farbig) unter den erschöpflichen Quellen (grau) derzeit nur schwer zu erkennen. Eine sehr optimistische Schätzung (rechte Säule) liefert aber durchaus bedeutende absolute Energielieferungen. Der relative Anteil wird bei schlechter Effizienz der Nutzung aber auch in Zukunft von den fossilen Energieträgern dominiert. Anders, wenn die Potentiale zru effizienteren Nutzung umgesetzt werden...


... eine gleich hohe absolute Energiegewinnung aus erneuerbaren Energiequellen nimmt dann einen bedeutenden Anteil an der gesamten Versorgung ein; beim Strom können es über 50% werden, bei den Brennstoffen durchaus ein Viertel des Verbrauches.Dadurch lässt sich die Verbrennung an fossilen Energieträgeren in der Kombination "Erneuerbare + Effizienz" auf weniger als ein Drittel im Vergleich zum heutigen Wert verringern; innerhalb von etwa 50 Jahren könnten wir schon so weit sein.

In der Vergangenheit hat die Politik den ersten Teil dieser These, nämlich die Energieeffizienz, nur wenig wahrgenommen, wie es in der Studie des Wuppertal Institutes "Die vergessene Säule der Energiepolitik (2002) " treffend analysiert wird. Gerade bei der Effizienz sind aber sehr Große Potenziale vorhanden. Zudem gehen Energieeffizienz und Erneuerbare Energie Hand in Hand bei der Lösung der Klimaschutzaufgaben.

Das Passivhaus ist dafür das Musterbeispiel: Mit Warmwasserkollektoren kann mehr als ein Drittel des gesamten Wärmeverbrauches eines Passivhauses gedeckt werden - denn ein Passivhaus braucht mehr Energie für die Warmwasserbereitung als für die Heizung. Bei der Warmwasserbereitung sind thermische Kollektoren topp.

Der restliche Verbrauch ist dann so gering, dass er vollständig und ökonomisch vertretbar z.B. über einen Anteil an einer Windkraftanlage gedeckt werden kann - das wurde bereits in die Praxis umgesetzt (Beispiel in der linken Spalte).

Auch die Photovoltaik kann einen nennenswerten Anteil zur Energieversorgung von Passivhäusern leisten. Wer ehrlich ist, muss nämlich erkennen, dass der Beitrag der Photovoltaik bei "normalen" hohen Verbrauchswerten sich eher wie ein Feigenblatt ausmacht; das ist bei Passivhaus-Effizienz anders.

Durch die sehr hohe Energieeffizienz beim Passivhaus steigen die Chancen für eine Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen. Zum einen sind die technischen Voraussetzungen dann sehr gut: Bei geringem Verbrauch reichen auch kleinere Leistungen für die Versorgung aus; und kleine Leistungsdichten sind das Kennzeichen der erneuerbaren Energiequellen. Zum anderen ist die Chance für eine wirtschaftlich vertretbare Umsetzung besser: Wenn sehr wenig verbraucht wird, sind die Preise der Kilowattstunde einer konventionellen Versorgung meist hoch. Das schmerzt aber beim Passivhaus wenig, denn der Verbrauch ist so gering, dass auch hohe Kilowattstundenpreise verkraftet werden können. Das ist die ökonomische Chance für die erneuerbare Energie: Auch hier ist der Kilowattstundenpreis heute meist noch hoch, aber in einem Passivhaus kann sich der Nutzer dies ohne weiteres leisten. Relativ zur konventionellen Versorgung wird daher der Einsatz von Erneuerbaren bei hoher Energieeffizienz wirtschaftlich attraktiver.

Je mehr von der Zielsetzung "Erneuerbare und Effizienz" wirklich umgesetzt wird, desto deutlicher wird ausfallen:

  • die Entlastung der Sozialkassen (durch spürbare Mehrbeschäftigung)
  • die Steuermehreinnahmen (durch zusätzliche Wertschöpfung)
  • die Kaufkraftzuwächse (durch geringere Energiekostenbelastung).

 

 

Bisher in dieser Reihe:

am 19.12.2006: "Klimaschutz heute"

am 03.02.2007: "Klimaschutz, Folge 3: Der Energienutzen"
 

(letzte Überarbeitung: 02.02.2006  Autor: Dr. Wolfgang Feist

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