Südansicht Passivhausprojekt bei St. Jakob in Frankfurt Bockenheim (Foto: PHI). Bauherr: FAAG, Frankfurt;
Architektur: P. Grenz/F. Rasch, Faktor 10; Darmstadt;
Haustechnik:: Ing.Büro BAumgärtner (IBB) Mörlenbach.

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Gemessener Heizwärmeverbrauch der 19 Wohnungen im Passivhaus bei St. Jakob.

Zur Hauptseite der 9. Passivhaustagung in Ludwigshafen 29./30. April 2005

 

Passivhaus in ungünstiger Lage:
Gibt es Grenzen bei der Verschattung?


Wo liegen eigentlich die Grenzen des Passivhausstandards? Liegen sie z.B. bei der Ausrichtung des Gebäudes, der Verschattung der Hauptfassade? Die "richtige" Orientierung zur Sonne hat bei der Passivhausprojektierung hohe Priorität, stellt doch die passive Solarenergienutzung eine wichtige Energiequelle für ein Passivhaus dar. Die "Grenzen des Passivhausstandards" wurden theoretisch bereits im Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser Nr. 19 [Feist/Ebel 2000] untersucht.

Nun musste auch die Praxis zeigen, wie groß der Einfluss der Gebäudeausrichtung wirklich ist. In Frankfurt wurde 2002 ein Mehrfamilien-Passivhausprojekt mit 19 Wohnungen bezogen, bei dem ein Gebäudeteil mit 8 Wohnungen fast genau nach Norden ausgerichtet ist. Der Grund dafür liegt in der unverbauten Aussicht von diesem Gebäudeteil auf den Feldberg im Taunus und die ungünstigen Verschattungsverhältnisse, wie sie innerstädtisch häufig anzutreffen sind.

Dass der dadurch erforderliche Zusatzaufwand nur gering ist, zeigt der Beitrag "Passivhaus mit Nordorientierung" von Søren Peper in AG 10. Dort werden die positiven Ergebnisse der messtechnischen Begleitung des Projektes vorgestellt. Die Messungen zeigen unter anderem, dass der Unterschied durch die Nordausrichtung und Verschattung nur 4 kWh/(m²a) beträgt (Gebäude-Teil A: 10,5, Gebäude-Teil: B 14,5 kWh/(m²a)). Im Mittel über die 19 Wohnungen beträgt der gemessenen Heizwärmeverbrauch 12,2 kWh/(m²a), bei im Winter durchschnittlich behaglichen 21,3 °C Raumtemperatur. Damit bestätigt die Praxis die Theorie: Ein bedeutender Einfluss der Ausrichtung ist eindeutig nachweisbar, er wird jedoch häufig gefühlsmäßig überschätzt. Es gibt andere Kriterien - wie die sommerliche Überhitzung - die für die Frage der Ausrichtung des Baukörpers ebenfalls berücksichtigt werden sollten.

Auch die anderen Beiträge in Arbeitsgruppe 10 "Passivhaus Gebäudehülle" versprechen spannend zu werden: Ob zum Aufbruch vom "Lehmbau im Passivhaus" (J. Seidel) oder sogar dem Stroh-Lehm-Fertigteil (G. Reinberg) bis hin zum großen Passivhaus mit beheiztem Atrium (!) (C. Bisanz) gibt es viel aus der Praxis zu hören. Abgerundet wird das Ganze durch die Untersuchungen zu den wesentlichen Einflussfaktoren auf die Energiebilanz der Gebäudehülle - wobei auch die Beschaffenheit der Außenoberfläche bzgl. der Strahlungsbilanz eine Rolle spielt (O. Kah).

Regenerativ beheiztes Mehrfamilien-Passivhaus (46 WE) mit beheiztem Atrium. Westansicht kurz vor Fertigstellung (Quelle: Hansmann&Partner)

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(aktualisiert: 13.04.2005   © Passivhaus Institut; unveränderte Wiedergabe unter Angabe der Quelle gestattet)