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Pressemitteilung 20.10.04 Passivhaus-Standard: Neue Erfolge im Nichtwohnungsbau Der Passivhaus-Standard ist im Bereich des Wohnungsbaus schon selbstverständlich geworden. Allein in Deutschland stehen über 4 000 bewohnte Passivhäuser in unterschiedlichster Bauweise als freistehendes Einfamilienhaus, Reihenhaus oder Wohnung in einem Geschosswohnungsbau. Zufriedene Bewohner, die sich über hohen Komfort bei geringsten Heizkosten freuen, sind die beste Weiterempfehlung für das Passivhaus. Dabei ist die Reduktion des Heizenergieverbrauchs um 75% gegenüber Niedrigenergiehäusern ebenso durch Messungen nachgewiesen wie die spürbare Verbesserung der thermischen Behaglichkeit. Aber Passivhäuser sind auch Gebäude zum Spielen, Lernen und Arbeiten: In Kindergärten, Schulen oder Büros funktioniert der Passivhaus-Standard mit den üblichen Komponenten: Eine besonders gute Dämmung sorgt für hohe Behaglichkeit und geringe Wärmeverluste, Super-Warmfenster lassen die Sonne rein aber nicht die Wärme raus und eine Komfort-Lüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt für hohe Luftqualität. Die Erfahrungen mit Passivhaus-Nichtwohnungsbauten sind ausgesprochen gut und sie zeigen, dass sich der Passivhaus-Standard für Gebäude mit unterschiedlichster Nutzung eignet und auch dort für Komfortgewinn und Energieeinsparung sorgt. Kühler Kopf und warme Füße: Bürogebäude im Passivhaus-Standard Komfortable Arbeitsplätze, die im Sommer nicht zu heiß und im Winter nicht zu kühl sind, niedrige Bau- und Betriebskosten - das wünschen sich Nutzer und Betreiber von Bürogebäuden. Dies lässt sich im Passivhaus besonders gut verwirklichen. So benötigen konventionelle Bürogebäude oft mehr Energie für die sommerliche Kühlung als für den winterlichen Heizbedarf. Die gute Dämmung im Passivhaus schützt vor beidem, vor der Hitze im Sommer und der Kälte im Winter. Schon das erste Verwaltungsgebäude in Europa mit Passivhaus-Standard, das 1998 in Cölbe bei Marburg bezogen wurde (Architekt Christian Stamm) zeigt Lösungen für den sommerlichen Wärmeschutz: Eine ausgeklügelte nächtliche Querlüftung durch Oberfenster sorgt für angenehme Raumtemperaturen selbst in Hitzeperioden. Natürlich kann auch über die Lüftungsanlage im Sommer gekühlt werden. Das bisher größte Passivbürogebäude ist das energon in Ulm, welches den deutschen Solarpreis 2003 erhalten hat. Das fünfgeschossige Gebäude bietet Platz für bis zu 420 Mitarbeiter. Das zertifizierte Passivhaus ist mit Baukosten und Betrieb günstiger als ein herkömmliches Bürogebäude und spart rund 175 Tonnen CO2 im Jahr. Seine Fotovoltaikanlagen erzeugen mehr Strom als im Gebäude verbraucht wird, damit wird ein CO2-neutraler, nachhaltiger Betriebszustand erreicht. (Architekt: oehler faigle archkom) Aber nicht nur im Neubau lassen sich Passivhaus-Komponenten einsetzen: In Tübingen hat das Ingenieurbüro ebök die erste Sanierung eines Bürogebäudes auf Passivhaus-Standard durchgeführt - und das unter Beachtung aller Auflagen des Denkmalschutzes. Auch wirtschaftlich war diese hochwertige Sanierung vertretbar: Die Sanierungskosten betrugen netto 967 EUR/m2 (KG 300 + 400). Dank eines Zuschusses aus dem baden-württembergischen Klimaschutz-Plus-Programm beträgt die Kapitalrückflusszeit sechs Jahre. Nach einem Betrachtungszeitraum von 30 Jahren ergibt sich ein Barwertüberschuss von rund 112.000 EUR. (Architekten: Brigitte Cramer und Heiner Maier-Linden) Hoher Komfort für die Kleinsten: Schulen, Turnhallen und Kindergärten als Passivhaus Jeder kennt das Problem aus der eigenen Schulzeit: Der Mief lässt sich aus den Klassenzimmern kaum vertreiben, denn gelüftet wird - wenn überhaupt - nur kurz in der 5-Minuten-Pause. Kein Wunder, dass hier nicht nur die Konzentration leidet. Ganz anders ist das in Schulen mit Passivhaus-Standard: Die Komfortlüftung sorgt für einen gleichmäßigen Luftwechsel, selbst wenn niemand Lust hat ein Fenster aufzumachen, weil z.B. draußen Lärm oder Kälte herrschen. Die sieben Schulen, vier Turnhallen und sieben Kindergärten, die bereits als Passivhaus gebaut wurden, zeigen, dass sich das Passivhaus-Konzept auch hier hervorragend eignet und für hohen Komfort sorgt. Wichtig ist eine sorgfältige Planung, welche die Unterschiede zu Wohngebäuden, z.B. in der Zahl der Nutzungsstunden, berücksichtigt. In Bremen wurde 2001 die erste Erweiterung eines Schulgebäudes in Passivhaus-Standard bezogen. "Wir sind so glücklich in diesem Gebäude" ist der Kommentar der Schulleiterin. Die Schüler werden miteinbezogen: Sie kontrollieren die Energieeffizienz des Gebäudes und werten die Verbrauchsdaten aus (Architekten: Dahms und Sieber). Auch die Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut (Architekten: Harter und Kanzler) misst ihren Energieverbrauch und veröffentlicht ihn sogar im Internet - zusammen mit der Umweltentlastung, die schon über 120 t CO2 beträgt (www.energiesparschule.de). Der Passivhaus-Standard erobert den Nichtwohnungsbau: Das erste Passivhaus-Altenpflegezentrum (Caritas-Haus Neuwerk, Rongen Architekten) zeigt, dass es noch immer weitere Möglichkeiten gibt, den Komfort zu erhöhen und den Energieverbrauch zu senken. In Österreich gibt es schon einen Supermarkt, ein Golfklubhaus und eine Imbiss-Bude als Passivhaus.
Auf der 9. Passivhaustagung werden Nichtwohnungsgebäude in einer eigenen Arbeitsgruppe vorgestellt. Die Tagung findet am 29. und 30. April 2005 im Pfalzbau in Ludwigshafen statt. Eine begleitende Fachausstellung informiert umfassend über Produkte, Werkstoffe, neue technische Systeme und Verfahren des energieeffizienten Bauens und Modernisierens. Der Besuch der Fachausstellung mit Sondervorträgen ist für alle Besucher kostenfrei.
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