Energieeffizienz vermeidet Energieverluste
...der Energiebedarf kann ohne Komfortverzicht auf nahe Null sinken

Die Abbildung illustriert das Grundprinzip besserer Energieeffizienz an einem Beispiel. Es wird deutlich, weshalb Energieeffizienz nicht nur "ein Bisschen Energie einsparen", sondern die Beschaffung von Energie sogar weitgehend ersetzen kann:

Die im Beispiel geforderte Dienstleistung ist das Warmhalten von Kaffee. Das kann entweder durch Energieeinsatz erfolgen (rechts, Heizplatte) oder, in dem man einen bedeutenden Wärmeverlust erst gar nicht entstehen lässt (links, Thermoskanne). Ein geringer Wärmeverlust ist natürlich immer noch vorhanden; der ist hier aber so unbedeutend, dass die Heizplatte komplett entfallen kann.

Die heute am Markt verfügbaren Möglichkeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz werden regelmäßig unterschätzt: So spart ein Warmfenster (Passivhausfenster) mehr als 70% des Wärmeverlustes gegenüber einer bestehenden Isolierverglasung ein; eine gute nachträgliche Wärmedämmung einer Außenwand sogar fast 90% und eine effiziente Wärmerückgewinnung 75 bis 90% des Lüftungswärmeverlustes. Durch solche Maßnahmen wird der größte Teil des früheren Energieverbrauchs durch Effizienz ersetzt. Für den verbleibenden Rest gibt es dann sehr viele Möglichkeiten zur Deckung - auch wenn dies mit den üblichen Energieträgern geschieht, entspannt sich die Situation, denn die Energievorräte halten länger und die Umweltbelastung wird reduziert. Beispielprojekte, die auf der Passivhaustagung vorgestellt werden, zeigen, dass es sogar möglich ist, den Energiebedarf letztendlich über erneuerbare Energieträger abzudecken.

Mehr über die Passivhaustagung am 11./12.04.2008: www.passivhaustagung.de.


Ein weiteres Beispiel: Alter Röhrenbildschirm (links) und energieeffizienter Flachmonitor (TFT); die Stromeinsparung beträgt über 70% - bei gleichzeitiger Komfortverbesserung. Auch damit ist noch lange nicht "das Ende der Fahnenstange" erreicht. Entwickelt werden derzeit Verfahren, bei denen auch das auffallende Licht genutzt wird (sog. elektronisches Papier). Die physikalischen Grenzen für die den Energieverbrauch einer Anzeige liegen extrem niedrig (... ein Buch verbraucht keine Energie beim lesen.)

Die Computer-Branche könnte etwas mehr zur Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Produkte beitragen. Dass es möglich ist, die volle Dienstleistung eines PC inkl. Monitor und Peripherie mit 5 bis 10 Watt Dauerleistung zu erhalten - das zeigt das Projekt "One Laptop Per Child".

Das ist übrigens auch wieder etwa nur 1/10 der heute "üblichen" Leistung bei Personalcomputern. Effizienz spart den größten Teil der sonst benötigten Energie ein.

Wir unterstützen dieses Projekt - es ist ein Beitrag zur wichtigsten Zukunftsaufgabe, der Verbesserung der Bildung, weltweit. Hier der Link:

olpc - one laptop per child - http://www.laptop.org

Energieeffizienz hat nichts mit frieren zu tun: Durch bessere Effizienz wird sogar mehr Komfort bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch möglich. Hier geht es um intelligente Technik - nicht um Verzicht.

Das Passivhaus ist ein Musterbeispiel für diesen Ansatz. Durch Messungen in der Praxis hat sich gezeigt, dass die tatsächlichen Heizenergie-Verbrauchswerte solcher Häuser im Durchschnitt um 90% unter den üblichen Verbrauchswerten bestehender Gebäude in Deutschland liegen.


Beispiel für einen modernisierten Altbau, bei dem durch besseren Wärmeschutz über 90% der Heizenergie eingespart wurden (Projekt "Passivhaus im Bestand" der GAG Ludwigshafen).

Vergleichbares ist aber auch in ganz anderen Sektoren möglich: Mit dem 1-Liter-Auto werden über 75 % Treibstoff gespart (ohne Einschränkung des Fahrkomforts - ein solches Fahrzeug wird bald am Markt verfügbar sein), mit einem LCD-Monitor etwa 70 % Stromverbrauch gegenüber Standardbildschirmen (marktverfügbar) und mit Leuchtstofflampen (marktverfügbar) 75 bis 80% des Stromverbrauchs gegenüber Glühlampen.

Energieeffizienz: Das bedeutet, Energieverbrauch wird durch intelligente, innovative Produkte und kluge Prozessführung ersetzt.

Kurz gesagt: "Köpfchen" statt "Hau-Ruck".

Meist erfordert dies gewisse zusätzliche Investitionen, die sich aber regelmäßig sehr gut rechnen. Die dazu benötigten Produkte werden in der Region hergestellt; das schafft Arbeitsplätze und regt Innovationen an.

Bessere Energieeffizienz ist universell einsetzbar. Überall, wo heute Dienstleistungen mit Energie erbracht werden, lässt sich die Effizienz verbessern, meist ganz erheblich. Die dazu erforderlichen Maßnahmen werden zusammen mit der Neubeschaffung (z.B. Energiesparkühlschrank) oder mit einer Erhaltungsinvestition oder einer Modernisierung (z.B. Wärmedämmung bei Neuverputz) durchgeführt. Dies ist in den meisten Fällen wirtschaftlich sehr attraktiv. Manchmal lohnt es sich sogar, alte Systeme sofort zu ersetzen: Beispiele sind alte Heizungsumwälzpumpen, alte Kessel vor 1982, alte Beleuchtungseinrichtungen, die Dämmung von Kellerdecken und Dachgeschossdecken sowie der Austausch von alten, einfachverglasten Fenstern.

Der Weg zu besserer Effizienz führt häufig über eine genaue Analyse der Energiebilanz.

Ist Effizienz gleichbedeutend mit "Wirkungsgrad"?
Ganz und gar nicht, der Effizienz-Begriff ist viel umfassender - hier mehr dazu.

Ausführlicher Artikel zur Energieeffizienz zum kostenlosen Download (492 kB).


 
Autor: Dr. Wolfgang Feist

aktualisiert: 08.10.2007
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